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Archiv-Artikel

unterm strich

Die Vergangenheit und die Besitzverhältnisse: Das ist zurzeit eine Fortsetzungsgeschichte, in der täglich neue Folgen geschrieben werden. Was einmal als Stunde null galt, erweist sich als immer größere Fiktion. Widersprüchliche Meldungen kreisen um das Picasso-Gemälde, das am Mittwochabend in New York versteigert werden sollte. Gestern berichteten wir auf Seite 2, dass der Historiker Julius Schoeps, Direktor des Potsdamer Moses-Mendelssohn-Instituts und Sprecher einer deutsch-schwedischen Erbengemeinschaft, einen Stopp der Versteigerung juristisch erwirkt habe. Doch das Auktionshaus Christie’s will an der Versteigerung festhalten. Juristisch stehe der Auktion nichts im Wege, sagte am Mittwoch eine Christie’s-Sprecherin in London auf dpa-Anfrage. Dagegen hatte am Vortag der Washingtoner Anwalt der Erbengemeinschaft erklärt, die Auktion sei gestoppt worden. Das Bild, ein Porträt, das Picasso von seinem Freund Ángel Fernández de Soto 1903 gemalt hat, gehört derzeit dem Musical-Komponisten Andrew Lloyd Webber.

Dagegen mutet ein Streit unter Wissenschaftlern der Vor- und Frühgeschichte geradezu himmlisch weit von der Gegenwart entfernt an. Die 3.600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra sorgt für Kontroversen. Ein Fachtagung heute und morgen in Berlin soll die Frage klären, ob die älteste konkrete Himmelsabbildung der Welt ein astronomischer Kalender ist. „Sie ist kein astronomischer Kalender“, sagte der Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Berlin, Wilfried Menghin. Dagegen deuten nach Auffassung des Astronomen Wolfhard Schlosser von der Ruhr-Universität Bochum eindeutige astronomische Symbole auf eine Kalenderfunktion. Die Wahrheit steht in den Sternen, wie man so schön sagt.