unterm strich :
Es ist eine lustige, legitime und treffende Methode, den Pop gegen sein Publikum auszuspielen: und dass sich 2006 (wie 2005 übrigens auch schon!) so viele Kritiker zum Freakfolk und Joanna Newsom hingezogen fühlten dürfte viel mit ihrem Bildungsdünkel zu tun gehabt haben, ja. Aber, lieber Karl Bruckmeier, das entscheidende in diesem GROSSEN POPMUSIKJAHR 2006 war etwas ganz anderes: In Abwesenheit eines großen Trends war es ein Jahr, das der Autorensubjektivität den zur Ausbreitung nötigen Platz ließ. Anders gesagt: Mit den Platten von Hot Chip, Burial, Frau Newsom, Gnarls Barkley, Blumfeld, Carl Craig, Whitest Boy Alive, den Arctic Monkeys und Snoop Dogg gab es keinen Mangel an großen Alben. Es gab nur keine kategoriale Klammer, die sie zusammenhielt. Und apropos Snoop Dogg: Hiphop ist für alle da. Für die „Privatfernsehsklaven“ wie für die SZ-Redakteure. Und für die Kinder aus gutem Haus, für die „Halbbildung“ ein Kompliment ist, weil ja niemand alles wissen kann und das Wissen um die Hälfte des Ganzen auch schon eine Menge ist. In England würde man diese Leute instinktiv der Kunsthochschule zurechnen und stillschweigend davon ausgehen, dass sie eh die beste Musik machen. Aber Tudor-Pop ist ein schöner Begriff, ein Trend, da haben wir ihn, auch wenn sich niemand danach angezogen hat.