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Archiv-Artikel

unterm strich

Der Spielfilm „Ping Guo“ („Lost in Beijing“) der chinesischen Regisseurin Li Yu, der am 16. Februar seine Premiere im Wettbewerb der Berlinale erleben soll, hat die chinesische Zensurbehörde nicht passiert. In einer Presseerklärung der Produktionsfirma Laurel Films und des Weltvertriebs Films Distribution heißt es, die Behörde beanstande, dass der Film moralische Werte beeinträchtige und zu freizügige Sexszenen enthalte. Deshalb bestehe sie auf Kürzungen. Auf den Marktvorführungen der Berlinale soll „Ping Guo“ trotzdem ungeschnitten gezeigt werden; was bei der offiziellen Premiere geschehen wird, ist allerdings noch unklar. Films Distribution, so heißt es in der Erklärung, hofft noch darauf, dass es zu einer Übereinkunft mit der Zensurbehörde kommt. In dem Film geht es um zwei Paare in Peking; das eine ist gerade vom Land in die Stadt gezogen, das andere schon lange in der Stadt. Zwischen den vier Figuren entspannt sich ein kompliziertes Beziehungsgeflecht – eine Schwangerschaft und ungeklärte Vaterschaft inbegriffen.

Region ist für das Internationale Filmfestival offensichtlich eine schwierige Sache: „Berlinale beleidigt Taiwan“, lautet die Überschrift der Presseerklärung, die die Vertretung Taipehs veröffentlicht hat. Die beiden Filme „Spider Lilies“ und „Mei“ – Letzterer in taiwanesisch-amerikanischer Koproduktion entstanden – werden nämlich unter der Bezeichnung „Taiwan, China“ angekündigt. In der Presseerklärung wird zunächst auf die Eigenständigkeit Taiwans und seine offene Gesellschaft hingewiesen, die eine Zensurpraxis, wie sie in China ausgeübt wird, nicht kennt. Daher heißt es weiter: „Es ist eine schwere Beleidigung für die Demokratie Taiwans, formal der autoritären Volksrepublik China zugeordnet zu werden.“