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Archiv-Artikel

unterm strich

Mit tiefer Befriedigung hat die ägyptische Altertümerverwaltung gestern die Rückkehr einer Haarlocke von Pharao Ramses II. nach Kairo bekannt gegeben. Die Locke war von einem französischen Postboten im Internet zum Verkauf angeboten worden. Ein Mitarbeiter des Ägyptischen Museums, wo die Mumie Ramses II. (1279–1213 v. Chr.) zu besichtigen ist, erklärte, die kurzen Haarsträhnen würden nun aber nicht wieder angeklebt, sondern im Museum gesondert präsentiert. Es sei ein Glücksfall, dass der Franzose die Locke im Internet angeboten habe. „Hätte er sie direkt privat verkauft, hätten wir vielleicht nicht davon erfahren“, sagte er.

Der „Fall Pharaonenlocke“ hatte im vergangenen November großes Aufsehen erregt, als Jean-Michel Diebolt (50) die Locke für 2.000 Euro verkaufen wollte. Die ägyptischen Behörden beschwerten sich in Paris. Diebolt wurde vorübergehend festgenommen. Der Franzose hatte die Haare und einige kleine Fragmente des Leichentuchs des Pharaos von seinem Vater erhalten, der in den 70er-Jahren in einem Labor in Grenoble gearbeitet hatte. In dem Labor waren 1976 Fragmente der Mumie untersucht worden. Diese hatten sich gelöst, als die stark mitgenommenen Überreste in Frankreich wegen Pilzbefalls bestrahlt worden waren. Diebolt hatte sich später bei der ägyptischen Regierung entschuldigt.

Die Münchner Übersetzerin Barbara Kleiner erhält den diesjährigen, mit 25.000 Euro dotierten Europäischen Übersetzerpreis. Die Jury sprach der 55-Jährigen die Auszeichnung für ihre Übersetzung von Ippolito Nievos Werk „Bekenntnisse eines Italieners“ aus dem Italienischen ins Deutsche und für ihr Gesamtwerk zu. Kleiner habe „in beeindruckender Weise“ die Vielstimmigkeit des Romans wiedergegeben, begründete die Jury ihre Entscheidung. Der Europäische Übersetzerpreis der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen wird alle zwei Jahre in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Übersetzer-Kollegium ausgelobt. Er zählt zu den höchstdotierten Auszeichnungen für literarische Übersetzer im deutschsprachigen Raum.

Der am 20. Januar 1930 in Prag geborene tschechische Philosoph Egon Bondy ist im Alter von 77 Jahren in Bratislava gestorben. Der Autor, der mit bürgerlichem Namen Zbyněk Fišer hieß, war in der sozialistischen Tschechoslowakei eine Schlüsselfigur der Regimegegner unter den Künstlern. Doch unterhielt er zeitweise auch enge Beziehungen zur kommunistischen Staatssicherheit. Bondys von Christian Morgenstern (1871–1919) beeinflusste Poesie gilt heute als literarischer Klassiker der osteuropäischen Untergrundbewegung.