unterm strich:
Der Berliner Aufbau-Verlag will sich durch telefonische Bedrohungen aus der rechtsextremen Szene nicht einschüchtern lassen. „Wir werden keinen Millimeter zurückgehen“, sagte Verleger Bernd F. Lunkewitz am Mittwoch der Nachrichtenagentur, nein, nicht dpa, sondern ddp in Berlin. (Mit gehörigem Pathos, wie wir finden). Er bestätigte zugleich einen Bericht des Tagesspiegels, wonach am Dienstag ein Unbekannter mehrmals im Verlag angerufen und sich als Sprecher eines „Kommandos Horst Wessel“ ausgegeben hatte. Boah ey!
Im Aufbau-Verlag ist das Buch „Die Abrechnung“ von Ingo Hasselbach, Aussteiger aus der Neonazi-Szene, erschienen. „Leider sind für uns derartige Zwischenfälle keine Seltenheit“, sagte Lunkewitz. Auch im Zusammenhang mit den bei Aufbau erschienenen Tagebüchern Victor Klemperers „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“ (1995), in denen der alltägliche Faschismus in Deutschland zwischen 1933 und 1945 dokumentiert wurde, und mit anderen Büchern zu ähnlichen Themen habe es Beschimpfungen, Drohungen und Hate-Mails – zum Teil von fingierten ausländischen Absendern – gegeben. Diese würden ernst genommen. „Aber wir werden dem Druck von der Straße nicht nachgeben“, sagte Lunkewitz. Na, na, ist das jetzt schon die Straße? Erst vor zwei Wochen hatte Aufbau Hasselbachs Buch in einer aktualisierten Ausgabe herausgebracht. Bislang wurde es in rund 50.000 Exemplaren ausgeliefert, sagte Lunkewitz.
Der Musikwissenschaftler Reinhold Brinkmann erhält in diesem Jahr den Internationalen Musikpreis der Ernst von Siemens Stiftung. Das bedeutet 250.000 Mark. Damit ist die Auszeichnung, die am 31. Mai in München überreicht wird, eine der am höchsten dotierten Auszeichnung im Bereich der Musik. Was wir von einem Preis, der Siemens heißt, auch erwarten. Der 1934 im niedersächsischen Wildeshausen bei Bremen geborene Preisträger lehrt seit 1985 an der Harvard University in Cambridge und ist seit 1996 Honorarprofessor an der Berliner Humboldt-Universität, er veröffentlichte wesentliche Beiträge zur Analyse der Werke Richard Wagners, Arnold Schönbergs und Hanns Eislers.
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