unterm strich :
Über eine Freundschaft der beiden britischen Herren ist uns nichts bekannt, aber ganz fremd werden sie sich nicht gewesen sein. Nun sind sie im Tode vereint: Am Sonntag abend, einen Tag vor Ian Dury, verstarb der Schriftsteller, Philosoph und Psychologe Alex Comfort im Alter von 80 Jahren. Der Anarchist veröffentlichte in seinem Leben über 50 Bücher: Er schrieb Romane, Gedichte, Literaturkritiken, wissenschaftliche Texte und Werke über orientalische Philosophie. Kein Werk aber trug so zu seiner Popularität beim breiten Publikum bei wie der 1972 erschienene Liebesalmanach „The Joy of Sex“, der in zwei Dutzend Sprachen übersetzt und über zwölf Millionen Mal verkauft wurde.
Comfort zeigte sich immer wieder irritiert und auch ein wenig enttäuscht darüber, dass seine vielen literarischen und philosophischen Werke auf weniger Interesse stießen als sein Sexbuch. Auch fand er es nicht unbedingt angebracht, als Pionier der Promiskuität apostrophiert zu werden. Dennoch war er auf seinen Erfolg stolz und ließ dem Erfolgswerk mit „More Joy of Sex“ (1974) und „The New Joy of Sex“ (1991) zwei Fortsetzungen folgen. Auch räumte er gerne ein, dass er mit dem Buch eine gewisse Vorreiterrolle gespielt habe: „Vor der Veröffentlichung meines Buches vermittelten alle Texte über Sex den Eindruck, dass sie von nicht spielenden Trainern verfasst worden waren.“ Comfort selbst spielte auf verschiedenen Feldern. Als einer der Väter der Friedens- und Abrüstungsbewegung ging er 1970 in die USA, wo er von 1974 bis 1983 am psychiatrischen Institut der Stanford-Universität lehrte. Von 1980 bis 1991 war er Professor für Neuropsychiatrie an der Universität von Kalifornien. Zweimal verheiratet und seit 1991 verwitwet, lebte er zuletzt in einem Alters- und Pflegeheim in Oxfordshire.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen