unterm strich :
Die deutsche Delegation will auf der am kommenden Sonntag beginnenden internationalen PEN-Konferenz in Moskau endlich mal Tacheles reden. „Wir wollen ein paar unangenehme Dinge in der russischen Öffentlichkeit verbreiten“, sagte der Generalsekretär des deutschen Pen-Zentrums, Johano Strasser, und will nicht nur überraschenderweise die russische Haltung im Tschetschenienkrieg anprangern, sondern auch auf die „ziemlich weit fortgeschrittene“ Einschränkung der Publikationsmöglichkeiten aufmerksam machen. Da macht es sich besondern gut, wenn man sogar einen leibhaftigen Nobelpreisträger dabei hat. Günter Grass sagt zwar bisher nichts, aber fährt mit und soll helfen, „mögliche Barrieren in den russischen Medien zu überwinden“. Netteres hat Juri Witaljewitsch Mamlejew während des Kongresses zu erwarten. Dem 60-jährigen Schriftsteller wird in seiner Heimatstadt der mit 40.000 Mark dotierte Puschkin-Preis der Hamburger Alfred Toepfer Stiftung verliehen.
Noch mehr Ärger bekommt stattdessen Haidar Haidar (s. taz vom 17. 5.): Gestern hat der Großscheich der einflussreichen Kairoer Al-Azhar-Universität, Mohammed Said el Tantawi – wegen „Beleidigung Allahs und des Korans“ – das Buch „Bankett für die Flora des Meeres“ des syrischen Autors gebannt. Das Buch sei voll von Sätzen, die religiöse Dinge verschmähten sowie Gott, den Propheten Mohammed, den Koran, den Tag des Jüngsten Gerichts und religiöse Werte beleidigten, heißt es in einer Erklärung Tantawis. Haidar rufe zur Verletzung islamischer Gesetze sowie zur Aufgabe von Werten und Traditionen auf. Tantawi kritisierte weiter, dass Gott als „gescheiterter Künstler“ und der Prophet als Partner von 20 Ehefrauen und Geliebten dargestellt worden seien.
Wirklich in Aufruhr versetzt die literarische Welt allerdings ein Heckflügel. DER Heckflügel sozusagen. Vor Marseille hat der Historiker Philippe Castellano mit einem Mini-U-Boot in 40 Meter Tiefe auf dem Meeresboden Teile eines Flugzeugwracks geborgen, von dem er glaubt, es seien die Reste der zweimotorigen P38-Lightning, mit der der Pilot und Dichter Antoine de Saint-Exupéry 1944 abgestürzt war: „Was wir gefunden haben, ist vom Heckflügel von Saint-Exupéry.“ Der Autor der Vorwärtseinparker-Bibel „Der kleine Prinz“ wird seit 56 Jahren vermisst.
Rekord für Mark Rothko: Sein aus dem Jahre 1956 stammendes Gemälde „Gelb auf Lila“ ist für 14,3 Millionen Dollar (30 Millionen Mark) in New York versteigert worden. So viel wurde noch nie bezahlt für ein Werk des aus Litauen stammenden und 1970 verstorbenen Amerikaners, der als bedeutender Vertreter des Color Field Painting gilt.
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