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unterm strich

Das Stiftungswesen greift um sich. Das wird die Anstifterin zum Stifterwesen Antje Vollmer freuen. Jetzt stiftet die Baden-Badener Eberhardt-Schöck-Stiftung zusammen mit dem – leider nur ganz einfachen – Verein Deutsche Sprache den „Kulturpreis Deutsche Sprache“. Immerhin 70.000 Mark sind drin. Aber nur wenn man sich der ekelhaften Angliszismen enthält. Ey, man, ey! Ob die Auszeichnung hilft, „die Flucht der Deutschen aus ihrer Sprache und die würdelose Anbiederung der Medien und der Wirtschaft an die angelsächsische Sprache und Kultur zu bremsen“? Wie der Vereinsvorsitzende, Prof. Walter Krämer, gestern der dpa ausgerechnet in Münster sagte? Die Jury werde aus renommierten Wissenschaftlern, Journalisten, Schriftstellern und sprachpolitisch engagierten Personen bestehen. Sollte Antje Vollmer da nicht ihren Sudetendeutschen Trupp ins Feld führen? Der Verein Deutsche Sprache, besonders der Eindämmung der Anglizismen verpflichtet, wurde 1997 gegründet. Wenn man weiß, seit wann die Deutschen vom angelsächsischen Pop fasziniert sind, nennt man das einen echten Timelag.

Und es wird weiter gestiftet. Juhu. Die neue Vorsitzende im Bundestags-Kulturausschuss, die SPD-Politikerin Monika Griefahn, will einen neuen Anlauf zur Gründung einer Bundeskulturstiftung unternehmen. „Wenn wir eine Bundeskulturstiftung zustande bekommen, die zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Mark hat, dann sind wir sehr gut und haben einen große Erfolg“, sagte Griefahn. Die Abgeordnete war in der vergangenen Woche zur Ausschussvorsitzenden gewählt worden, nachdem ihre Parteikollegin Elke Leonhard das Amt niedergelegt hatte. Griefahn erklärte dazu, Leonhard habe mit ihren Stiftungsplänen den Rückhalt der SPD-Fraktion verloren. Die Stiftung werde entgegen den bisherigen Plänen auch nicht die Rolle eines versteckten Kulturministeriums des Bundes übernehmen, sondern sich auf Einzelprojekte im In- und Ausland beschränken. Griefahn weiß auch, dass sie sich gut mit Kulturstaatsminister Naumann stellen muss, und lobt daher seine Übernahme von sieben Berliner „Kultur-Leuchttürmen“, darunter die Berliner Festspiele und das Jüdische Museum, in die volle finanzielle Obhut des Bundes. Zum Baustopp für die NS-Dokumentationsstelle „Topographie des Terrors“ in Berlin forderte Griefahn einen neuen Entwurf des Landes. Da die erste Kostenrechnung, wie in Berlin üblich, bewusst klar war, gibt es nun ein Mordsgeschrei, dass der Bau des Schweizer Architekten Peter Zumthor statt 36 Millionen Mark 70 Millionen kosten wird.

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