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unterm strich

Tja, so kann man sich verlaufen in der großen, unübersichtlichen Medienlandschaft. Da streiten sich also Sigrid Löffler und Marcel Reich-Ranicki im Literarischen Quartett über Erotik und Liebe, da ist dann Herr Reich-Ranicki so altersstarr, dass er gar nicht mehr merkt, wie er Frau Löffler unablässig beleidigt und diese plötzlich ganz nah am Wasser baut, und dann geht die Sache auch noch in den bunten Blättern weiter: „Die Zusammenarbeit mit Frau Löffler ist eine Qual. Deswegen möchte ich das ‚Quartett‘ gar nicht mehr so lange machen“ zitierte die Bunte letzte Woche Reich-Ranicki. Nun wirft dieser der Bunten in den Lübecker Nachrichten (!) eine „haarsträubende“ Entstellung eines Gesprächs vor und erklärt wütend (mit Schaum vor dem Mund?), er wolle nie wieder etwas mit der Zeitschrift zu tun haben, denn, ganz logisch, „ich habe der Illustrierten überhaupt kein Interview erteilt“.

Dem widerspricht nun der Autor der Bunten, Paul Sahner, ebenfalls in den Lübecker Nachrichten. Er habe den Literaturkritiker nach der Sendung am 30. Juni angerufen und ein Gespräch vorgeschlagen: „Ich habe Reich-Ranicki ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich um ein Interview handelt, und er hat gesagt: ‚Machen Sie was draus.‘ “ Ein Band sei mitgelaufen.

Davon wiederum will Reich- Ranicki nichts gewusst haben, dem nun langsam dämmert, wie das ist, wenn man als Fernsehstar nicht mehr nur mit den bürgerlichen Feuilletons, sondern auch mit der Regenbogenpresse zu tun hat: „Ich bin jetzt 80 Jahre alt. In meinem ganzen Leben ist so etwas mit dem Spiegel, mit dem Stern und anderen Blättern noch nie passiert – so etwas zutiefst Unanständiges.“ Sahner erklärte hingegen, Reich-Ranicki habe nicht darum gebeten, den Text vor Erscheinen der Illustrierten lesen zu dürfen. Wir hier vom „unterm strich“ hingegen kummern uns darauf einen, aber so richtig, und harren einfach der Fortsetzung dieser „zutiefst unanständigen“ Geschichte.

Vom Fernsehen zum Film: Der Kameramann Michael Ballhaus wird auf dem Ende Juli in Berlin stattfindenden Kongress der Filmtheater „Kino 2000“ mit einer Goldenen Leinwand geehrt. Der Hauptverband Deutscher Filmtheater ehrt ihn damit für sein herausragendes künstlerisches Lebenswerk: „Zahlreiche große Kino-Erfolge tragen seine Bild-Schrift.“ Der in Berlin geborene und überwiegend in Amerika arbeitende Ballhaus wurde durch seine Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder bekannt und ging später nach Hollywood, wo er über 30 Filme drehte und vor allem mit Martin Scorsese zusammenarbeitete.

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