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unterm strich

Heute präsentiert Ihnen Ihr unterm strich: Festspielkriege in Bayreuth, Buchpreisfehden in Österreich und eine Ausdauerkünstlerin aus der Bühnenbranche. Nur dass Sie schon mal wissen, auf was Sie sich einstellen können. Also: Die ungekrönte Theater-Ausdauerkönigin ist Corinna Kirchhoff, die, nachdem sie gerade erst als Helena den 21-Stunden-Faust mitmarathonisiert hatte, nun vom 13. bis 18. August ins Schloss Elmau zu einer – das ist eine absolute Premiere – Gesamtlesung von Karl Kraus’ „Die letzten Tage der Menschheit“ einlädt. Sechs Tage Kraus, der längste Kraus, der je gelesen wurde. Und das nicht in Hannover? Frau Breuel, wie konnte Ihnen das entgehen?

Und in Bayreuth? Was ist denn da in Bayreuth los? Erst lässt sich Wolfgang Wagner im Vorfeld der Festspiele vom gesammelten Familienrat nicht absetzen, dann kündigt er auch noch seinem Sängerstar Waltraud Meier, die im diesjährigen „Jahrtausend-Ring“ neben „Siegfried“ Placido Domingo eine glanzvolle Sieglinde gibt. Und jetzt sagt er auch noch, von einem Rausschmiss könne gar keine Rede sein: Die Frau fantasiere!

Ja, aber sie singt doch im nächsten Jahr nicht mehr auf dem Grünen Hügel? Und ist darüber „wahnsinnig traurig“? Wie „ein Pferd, das aus seinem Heimatstall entfernt wurde“? „Wenn Waltraud Meier diesen Sachverhalt der Öffentlichkeit gegenüber gleichsam als ‚Rausschmiss‘ darstellt, so mag das zwar effektvoll sein, geht aber an der Realität vorbei“, erklärte Wolfgang Wagner jetzt. Und spricht nur von „Terminproblemen“, womit er wohl dasselbe meint wie die Sopranistin, die erklärte, von Wagner zu dreimonatiger Anwesenheit auf dem Festspielgelände verpflichtet worden zu sein. Was sie abgelehnt habe. Klar. Und jetzt? Nike, übernehmen Sie! Endlich!

Und in dieser Buchpreisbindungssache, die uns ja nun schon ein Weilchen begleitet, geht es wohl wieder eher auf der Mauschelebene weiter. Prozesse stehen jetzt zumindest erst mal nicht mehr an, nachdem die österreichische Handelskette Libro gestern erklärte, die Beschwerde gegen die Zurücknahme einer einstweiligen Verfügung zurückzunehmen. Es gab ja jetzt auch keinen rechten Grund mehr, nachdem sich Libro wieder an die Preise hält und die Verlage Libro wieder beliefern. Dafür gehen die Verhandlungen im Hintergrund zwischen Verlagen und Libro über gewisse Kontingente rabattierter neuer Bücher, die die Buchpreisbindung ganz offiziell unterlaufen könnten, angeblich weiter.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass der Schönwetterstein in Berlin bleiben muss.

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