unterm strich:
Um eine Million Menschen im Berliner Regierungsviertel preisgünstig wohnen zu lassen, muss man sie leider außerhalb der Realität unterbringen. Der Künstler Hermann Josef Hack baut entsprechend für Interessierte ein virtuelles Hochhaus, das „zehn Meter über dem Reichstag schweben“ soll. Mit seinem Internetbau wolle er denjenigen eine „lebendige Plattform schaffen, die sich für die demokratischen Grundregeln im Cyberspace engagieren“, teilte er gestern in Berlin mit. Ohne Bannmeilen sollten sich die Menschen hier austauschen und dadurch ein Zeichen dafür setzen, dass die Kunst der Internetgeneration andere Formen brauche als das Möblieren des Reichstagsgebäudes mit Museumsstücken. Am 12. Oktober wird Hack den „Tower of Power“ mit dem Bundestagsabgeordneten Rainer Eppelmann (CDU) eröffnen und symbolisch ein Baustellenschild enthüllen. Mietverträge gibt es unter www.metropolis.de/tower-of-power.
Bereits ab dem 2. September können Berliner Mieter, Hausbesitzer und Touristen vor dem Palast der Republik ebenfalls kostenfrei, aber ganz real täglich zwischen 9 und 21 Uhr ihre Wäsche waschen. Dies ist kein Projekt der engagierten Stadtreinigung, sondern des Künstlerpaars Victor Kégli und Filomeno Fusco, die mit freundlicher Unterstützung eines Elektrokonzerns 104 Waschmaschinen auf Sockeln als „temporäres Nationaldenkmal“ einrichten werden. „Die Geschichtsschreibung ist eine Waschanstalt, aus der die Wäsche meistens schmutziger herauskommt, als sie hineingebracht wurde“, schrieb einst Edith Sitwell, und die Installation „weiss 104“ will die Berliner Mitte als „Ort der Hygiene“ in die Gegenwart überführen. Am 3. Oktober ist aber wieder Schluss damit.
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