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unterm strich

So etwas hat es noch nie gegeben: Da erhält ein Schriftsteller den Nobelpreis, und niemand hier zu Lande kann überprüfen, ob die Auszeichnung zu Recht erfolgte. Von Gao Xingjian ist schlicht kein Buch in deutscher Übersetzung lieferbar, und das wird erst mal auch so bleiben: Selbst zum Weihnachtsgeschäft wird wohl kein wichtiges Werk des höchst geehrten Literaten des Jahres auf Deutsch vorliegen – für den Börsenverein des Deutschen Buchhandels „ein Novum“. Die Übersetzung der auf Chinesisch und Französisch vorliegenden Bücher Gaos bereite Probleme, meint Börsenvereinssprecher Eugen Emmerling. Chinesische Übersetzer seien rar. „Da bekommt man durchaus Leute“, beteuert hingegen Tatjana Michaelis, Lektorin beim Münchner Hanser Verlag, „bis allerdings eines der Hauptwerke übersetzt ist, kann es bis zu zwei Jahre dauern.“ Doch selbst ein rasch produzierbarer Band mit einigen Novellen ist zunächst nicht in Sicht. Lediglich das Zwei- Personen-Stück „JA oder/und NEIN“ ist nach Angaben des Projekt Verlags noch in einigen Exemplaren vorrätig – angehängt an eine wissenschaftliche Interpretation einer Studentin.

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