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unterm strich

Der Elch, er geht an Harry Rowohlt. Es ist nicht einfach nur ein Elch, sondern eine feine silberne Brosche in Elchformat. Außerdem bekommt er 99 Dosen feine Elchsuppe und – im Alter von 55 Jahren – 5.555,55 Mark Kleingeld im Beutel. Das alles sind die Gaben, die man erhält, wenn man mit dem einzigen deutschen Satirepreis ausgezeichnet wird, dem Göttinger Elch eben. Nur die Begründung der Preisauslober klingt irgendwie etwas humorlos oder zumindest wenig schmeichelhaft. Man habe Rowohlt aufgrund „seiner herrlich schrägen Qualitäten als Schau-Spieler und -Steller und seiner Fähigkeit, Dinge zusammenzubringen, die wahrlich nicht zusammengehören“, ausgezeichnet. Schreiben die heiteren Juroren.

Der Frankfurter „Verlag der Autoren“ hat nur einen Tag nach der Uraufführung alle weiteren Vorstellungen des Theaterstücks „Gift“ am Stuttgarter Theater Rampe verbieten lassen. Die Intendanten hätten den Text von Lilly Axster „in seiner Struktur und Aussage ohne Zustimmung der Autorin verändert“, teilte der Verlag im Namen der Autorin mit. „Es wurde eine neue Figur eingeführt und die Texte anders aufgeteilt“, sagte eine Sprecherin weiter. Grundsätzlich bedürften aber alle Veränderungen der schriftlichen Zusage der Autorin oder des Verlages.

Die Stuttgarter Regie habe sich nach einem „langwierigen Streit“ auch nicht an einen Kompromiss gehalten, den Verlag und Lilly Axster vorgeschlagen hätten. Das von der Kritik als „schwach und kraftlos“ bemängelte Werk stamme nicht von der Autorin. „Die Uraufführung von ,Gift‘ von Lilly Axster hat nicht stattgefunden“, heißt es in einer Stellungnahme des Verlags. Es sei noch nicht klar, ob das Stuttgarter Theater für den finanziellen Schaden aufkommen müsse. „Gift“ handelt von der letzten öffentlichen Hinrichtung in Stuttgart im Jahr 1845.

Der Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft, Oliver Scheytt, will Kunst und Politik zu ganz neuen Dialogen führen. Im Juni lädt seine Gesellschaft, zusammen mit der Bundeszentrale für politische Bildung, der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Berliner Akademie der Künste zu einem Kongress nach Berlin, zu dem neben Kulturpolitikern und Kulturmanagern auch die APO von heute eingeladen weren soll. Die APO? Welche APO denn noch? Na, die Künstler, erklärte Herr Scheytt gestern in einem dpa-Gespräch: Die Künstler seien nicht realitätsfern, sondern „eine außerparlamentarische Opposition, die uns zukunfts- und kritikfähig hält“. Und deshalb hätte man sie bei einem solchen Kongress ganz gern dabei. Gute Idee.

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