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unterm strich

Ah, Neues von der Beutekunst. Diesmal setzt Herr Diepgen ein Zeichen. Auf seiner anstehenden Moskau-Reise wird er dem russischen Außenminister Igor Iwanow russische Handschriften aus der Zarenzeit überreichen. Die sind zwar nicht so sehr Beutekunst im klassischen Sinne, sondern wurden erst 1995 aus dem Staatsarchiv in St. Petersburg entwendet, aber erbeutet wurden sie eben doch irgendwie und tauchten in Berlin wieder auf. Jetzt fordert Herr Diepgen aber in anderen Beutekunstfragen Gegenleistungen. Oder wie ist Senatssprecher Michael-Andreas Butz’ plump diplomatische Formulierung zu verstehen: Er hoffe, dass „man diese Geste in Russland richtig verstehen und einordnen wird“. Herr Diepgen soll vorsichtshalber schon mal ein kleines Beutekunsttransportflugzeug für die Rückreise gechartert haben.

Michael Schindhelm – alles halb so aufregend. Enthüllt die Welt in ihrer gestrigen Ausgabe. Die Akten der Gauck-Behörde über den Basler Theaterintendanten enthalten laut der Springer-Zeitung „keine für die Stasi relevanten Äußerungen“. Die Opferakte Schindhelms, die abgefangene Briefe, Spitzelberichte über dessen unerlaubte Reisen, verbotene Kontakte zu Ausländern und intime Details aus dem Privatleben enthalte, sei siebenmal so umfangreich wie die so genannte Täterakte mit den Dossiers des Stasi-Majors Thümer und Schindhelms handschriftlichen Berichten. Der erste Treffbericht der „Operativgruppe Moskau“ datiert nach Welt-Angaben vom 15. März 1984. Zuvor habe Schindhelm eine Verpflichtungserklärung unterschrieben, doch habe ihm der Stasi-Major schon bald darauf „ideologische Bauchschmerzen“ und ausweichende Berichte („mehr ist mir nicht bekannt“) attestiert. Schindhelm habe auch weder Geld genommen noch berufliche Vorteile für seine IM-Tätigkeit erhalten.

Bei „Cats“ wird weiter gestreikt. Die Belegschaft des Hamburger Musicals, die seit letzten Dienstag die Arbeit niedergelegt hat, wollen die Absegnung des Tarifvertrages durch die Geschäftsführung erreichen. Zudem kämpfen sie für einen besseren Sozialplan für die rund 90 gekündigten Mitarbeiter. Unterdessen scheint sich die Auseinandersetzung auch auf andere Stella-Musicals auszuweiten. Beim anderen Hamburger Musical „Phantom der Oper“ ist am Montag eine Tarifkommission gebildet worden. Sie habe der Geschäftsführung von Stella eine Frist gesetzt, um in Tarifverhandlungen zu treten. Danach werde auch dort gestreikt. Auch in Stuttgart fordert die Belegschaft den Abschluss von Tarifverträgen. Die Stella-Beschäftigten sind bislang ohne tarifliche Absicherung.

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