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unterm strich

musicmusicmusic inc., die erste interaktive Internet-Streaming-Musikfirma, hat die Einstellung der Online-Publikation „The Record“ angekündigt. „The Record“ sollte ein weltweites, digitales Multi-Media-Produkt werden. Musikdateien und Videoclips wurden gemeinsam mit Branchennachrichten über das Internet und via E-Mail in der Hoffnung verbreitet, dass dies in der kanadischen Musikindustrie als Pionier der Zukunftspublikationen aufgenommen werden würde. Kanadische Musik?! Die ist doch international ungefähr so bekannt wie die deutsche. Falls sie mal erfolgreich ist, wird das eh unter US gelabelt, was deutschem Musikgut freilich nicht passieren kann.

Die erste Gesamtausgabe des Briefwechsels zwischen den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm ist jetzt im traditionellen Verlag der Brüder Grimm, S. Hirzel Stuttgart, erschienen. Der Band enthält knapp 600 Briefe, die sich über einen Zeitraum von sieben Jahren erstrecken, teilte die Berliner Humboldt-Universität gestern mit.

Wilhelm Grimm berichtete 1809 seinem Bruder über das „lustige Berliner Leben“. Er war aber an den „Visiten“ und „elegantesten Stuben“ nicht sonderlich interessiert, sondern eher an dem „altdeutschen Bücherstaub“ in den (es war einmal!, es war einmal!) reichhaltigen Berliner Bibliotheken, wie im Briefwechsel zu lesen ist. Die Brüder – und das wollen wir doch auch mal festhalten – gingen bald zur Kleinschreibung über, weil ihnen der „alberne gebrauch groszer buchstaben für alle substantiva“ gegen den Strich ging.

Seit zehn Jahren arbeiten deutsche und ausländische Wissenschaftler an den Briefen von und an Jacob und Wilhelm Grimm. Die Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Philosophischen Fakultät II der Humboldt-Universität koordiniert als Informationsstelle mit umfassenden Recherchemöglichkeiten zu den Briefen und der Forschungsliteratur die gesamte Ausgabe.

In den wohl bekanntesten Erdflecken des Berliner Reichstagsgebäudes ist Leben eingekehrt. Rund um den Schriftzug „Der Bevölkerung, den Neonlettern, die der Aktionskünstler Hans Haacke in den nördlichen Lichthof des Bundestages setzte, sprießen erste Pflänzchen. Auch der eine oder andere Regenwurm tummelt sich auf verschiedensten Bodenqualitäten. Michaele Hustedt (Grüne) vom Wahlkreis Euskirchen packte einige Kilo der im Ersten Weltkrieg mit TNT und Arsen verseuchten Erde aus der Eifel ein, um sie zu deponieren. Das aber ließ Bundestagspräsident Thierse nicht zu. In der Eifel freilich darf die verseuchte Erde jedem frei zugänglich liegen.

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