unterm strich:
Scarlett O’Hara revisited: Wo Inspiration aufhört und Plagiat anfängt, gehört zu einer Grauzone, für die sich vor allem Anwälte und Copyright-Fetischisten begeistern. Die afroamerikanische Country-Songwriterin Alice Randall muss sich nun vor Gericht der lästigen Frage stellen, inwiefern sie sich in ihrem Roman zu ausgiebig bei Amerikas bekanntester Kitschtante Margaret Mitchell bedient hat. Ihr Buch „The Wind Done Gone“ ist sozusagen die freie Fortführung von Mitchells Südstaaten-Schinken „Gone with the Wind“ – „Vom Winder verweht“ (da merkt man doch mal wieder, wie hübsch damals Hella von Sinnens TV-Alptraum „Alles nichts oder“ tituliert war). Empörte Richter in Atlanta bemängelten jedenfalls, dass Randall mindestens 15 Figuren, einige Szenen und sogar wörtliche Dialoge! aus dem Original geklaut habe. Das wiederum könne die „Schleuse zu einer Flut“ von weiteren Büchern sein, die sich allesamt ungehemmt und respektlos über das Original hermachen würden. Dahinter steckt wahrscheinlich die Erkenntnis, dass Randalls Roman Mitchells peinlich naive bis infantile Beschreibung der amerikanischen Sklaverei im glücklichen Baumwoll-Biotop der Südstaaten zielgenau parodiert. Randall zeigte sich von der ganzen Sache jedenfalls ehrlich betroffen: „Ich war schockiert! Ich wollte ‚Vom Winde verweht‘ keineswegs ausbeuten. Ich wollte das Buch zum Explodieren bringen!
Gestorben ist der Schauspieler Gerd Preusche. Im Alter von 60 Jahren erlag er einer kurzen, schweren Krankheit, teilte die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz am Donnerstag mit. Nach langen Jahren am Städtischen Theater in Chemnitz war Preusche 1990 zur Volksbühne in Berlin gewechselt. Dort trat er unter anderem in Johann Kresniks „Rosa Luxemburg“-Inszenierung, in Andreas Kriegenburgs „Woyzeck“ und Leander Haußmanns „Einsame Menschen“ auf. Unter der Regie von Frank Castorf spielte Preusche außerdem den Karl Moor in „Räuber von Schiller“ und den Schmied Wittig in „Hauptmanns Weber“. Zuletzt war er in Haußmanns Inszenierung „Paul + Paula. Die Legende vom Glück ohne Ende“ auf der Bühne zu sehen.
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