piwik no script img

unterm strich

Nicht nur, dass es in diesem Land etwa 4.000 im Kultur- und Medienbereich verliehene Preise gibt, man hat auch das Gefühl, dass sie immer an dieselben Leute verliehen werden. Der ungarische Schriftsteller und Soziologe György Konrád ist gestern mit dem Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen ausgezeichnet worden. Damit wurde Konrad, der auch Präsident der Akademie der Künste in Berlin ist, „für sein schriftstellerisches, kulturpolitisches und essayistisches Eintreten für das Zusammenwachsen Europas und für die Errichtung von offenen Gesellschaften geehrt“. Die Laudatio hielt der frühere Bundespräsident Roman Herzog, der 1997 mit dem Karlspreis ausgezeichnet worden war. Dieser Preis wird seit 1950 für „Verdienste beim Zusammenwachsen“ Europas verliehen. (Wie man sich wohl ums Wachsen verdient macht? Was wächst, das wächst doch eigentlich alleine vor sich hin.) „Europa“, so Herzog, „kann nur durch gemeinsame politische und kulturelle Antworten seine alte Faszination und Strahlkraft wieder erhalten.“ Irgendwo in einem stillen Kämmerchen scheint ein stiller Redenschreiber zu sitzen, der mit dem immer gleichen Textprogramm für alle 4.000 Preise die Jurybegründungen, Lobes- und Dankesreden schreibt.

Endlich werden auch die Sixties so richtig museal: Das Originalmanuskript des Kultromans der Beat-Generation „On the Road“ („Unterwegs“) von Jack Kerouac ist für 2,42 Millionen Dollar (über 5 Millionen Mark) verkauft worden. Die 36 Meter (!) lange Rolle erwarb am Dienstag Jim Irsay, Eigentümer des US-Footballteams „Indianapolis Colts“, bei einer Auktion von Christie’s in New York. Kerouac, der 1969 im Alter von 47 Jahren in Florida starb, hämmerte den Bestseller innerhalb von 20 Tagen auf einer rostigen Schreibmaschine in seinem New Yorker Loft. Dabei soll er kaum geschlafen und sich fast ausschließlich von Kaffee ernährt haben.

In Claude Chabrols bösartigem Film „Biester“ spielte sie eine bourgeoise Schnepfe mit Boutique und schrecklich verzogenen Kindern. Ansonsten macht sich Jacqueline Bisset auf der Leinwand eher rar. Also freuen wir uns, dass das Münchner Filmfest (30. Juni bis 7. Juli) die Schauspielerin in diesem Jahr mit dem CineMerit Award ehrt und eine kleine Auswahl ihrer Filme zeigt. Bisset, die 1944 in England geboren wurde, ist auch in zwei aktuellen Produktionen bei dem Festival zu sehen. Im vergangenen Jahr hatte der Regisseur Milos Forman die Auszeichnung erhalten. Wahrscheinlich geht auch dieser Preis an Menschen, die irgendwas zum Zusammenwachsen bringen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen