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Hungersnot in Berlin! Allerdings nicht heute, sondern vor zweihundert Jahren – darüber informieren zwei neue Ausstellungen zum gegenwärtigen Preußen-Jahr, die ab morgen in Berlin zu sehen sein werden. Die Versorgung der werdenden Metropole nach 1800 und die preußische Agrarpolitik jener Zeit sind die Themen zweier Ausstellungen, die beide ab dem 23. August im Freilichtmuseum der Domäne Dahlem gezeigt werden. Der Ernährungsnotstand um die Jahrhundertwende machte Preußen zum Auswanderungsland, die verordneten Agrarreformen führten aber auch innerhalb nur weniger Jahrzehnte zu einer Vervierfachung der landwirtschaftlichen Produktion. Keine andere Stadt Preußens wuchs nach 1800 so gewaltig wie Berlin, und die Bevölkerungsexplosion führte dazu, dass Hunger ein existenziell bedrohliches Problem wurde. Gleichzeitig stieg die Nachfrage nach Genussmitteln, entstanden zahlreiche Markthallen und Lebensmittelläden, aber auch exklusive Cafés wie das „Kranzler“. Gezeigt wird, welche Nahrungsmittel in welcher Menge täglich nach Berlin eingeführt werden mussten und woher sie kamen.

Ganz anderen Aspekten der Stadtgeschichte widmet sich traditionell das Kreuzberg-Museum, das dieser Tage sein zehnjähriges Bestehen feiert. Mit einem Open-Air-Konzert wird das Jubiläum am Samstag bei der „Langen Nacht der Museen“ begangen und mit der Eröffnung der Ausstellung „Türkiye‘den Berlin‘e – wir sind die nächsten“. Die Ausstellung über die Kinder der türkischen Einwander versammelt Porträts und Berichte der zweiten Generation, denen man etwa unter Trockenhauben an umgebauten Friseurstühlen lauschen kann – in Deutsch oder Türkisch.

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