unterm strich:
Wenn am Wochenende das Publikum auf die Frankfurter Buchmesse strömt, dürfte es in Halle 4.2. weitgehend ruhig bleiben. Denn hier sind die wissenschaftlichen Fachverlage versammelt. Trotz der wenigen Besucher stellen sie die literarische Konkurrenz in punkto Umsatz aber weit in den Schatten.
Der größte deutsche Fachverlag, BertelsmannSpringer, der rund 700 Zeitschriften und 25.000 Bücher verlegt, setzte im vergangenen Jahr 1,537 Milliarden Mark um, so der Geschäftsführer Jürgen Richter. Im Vergleich dazu fällt der Umsatz des größten deutschen Publikumsverlags – ebenfalls Bertelsmann – mit 460 Millionen Mark geradezu mager aus. Ob sich dahinter auch ein ebenso satter Gewinn verbirgt, darüber wird geschwiegen. Branchenkenner gehen aber davon aus, dass wissenschaftliche Verlage bestens verdienen: Mit Literatur wird man bekannt, mit Wissenschaft reich.
Nirgends in der Verlagswelt ist das Verhältnis zwischen Anbietern und Abnehmern so eng wie bei wissenschaftlicher Literatur. Die Forscher sind Leser und Autoren zugleich und haben meist keine Wahl: Ein Reproduktionsmediziner oder Atomphysiker muss die wichtigsten Veröffentlichungen aus seinem Fachgebiet einfach haben, koste es, was es wolle.
Die Kunden indes fühlen sich durchaus erpresst. Einkäufer wie Margot Wiesner von der Frankfurter Universitätsbibliothek klagen über „Preissteigerungen ohne Ende“. Während die öffentlichen Budgets seit 1997 nur um knapp zehn Prozent gewachsen sind, schossen die Abonnement-Preise für wissenschaftliche Zeitschriften um weit mehr als 30 Prozent in die Höhe. Die Folge: Die Bibliotheken müssen Abos kündigen.
Der Hauptgrund für die Preissteigerung der Wissenschaftsliteratur sind allerdings die hohen Rücklagen, die die Verlage für die Umstellung auf elektronisches Publizieren bilden. Der BertelsmannSpringer-Chef prophezeit seiner Branche „eine echte Bedrohung“ durch Online-Medien. Ein bisschen mehr Kapitalismus, Konkurrenz kann hier wohl nicht schaden.
Ganz anders bedroht ist der syrische Journalist Nizar Nayyuf, der gestern auf der Buchmesse den „Preis für verfolgte Schriftsteller“ von der Woche entgegennahm. Der mit 10.000 Mark dotierte Preis wurde in Kooperation mit der Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen erstmals verliehen. Deren deutsche Sektion hatte den 39 Jahre alten Nayyuf für ein halbes Jahr nach Deutschland eingeladen, wo er sich nach fast zehnjähriger Haft und schwerer Folter medizinisch behandeln lässt.
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