unterm strich:
Und hier geht es gleich mit Harry Potter weiter, was nicht verwunderlich ist. An dieses Mega-Ereignis muss natürlich auch eine Partei versuchen anzudocken, die alles andere als mega ist, höchstens mega-out. Jetzt fordert also der CSU-Bundestagsabgeordnete Benno Zierer, den Film in Deutschland zunächst nicht zu zeigen. „Am besten wäre es, den Film in Deutschland nicht zu zeigen, bis wir wissen, welche Auswirkungen er in anderen Ländern hat“, sagte Zierer am Dienstag in der Bild. Er kritisierte, dass der Film bereits ab dem Alter von sechs Jahren freigegeben sei. „Für Sechsjährige ist so viel Okkultismus gefährlich“, sagte er. „Sie sind“, man glaubt es kaum, in welchem Stil so ein Politiker daherredet, „religiös nicht so gefestigt“, wow!, und „glauben alles, was sie sehen.“ Zierer forderte Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin auf, einzuschreiten.
Der ganze Klamauk kommt natürlich aus den USA, wo konservative Christen auf die Barrikaden gegen die „heidnischen“ Geschichten des Waisenkindes Harry Potter gehen. Einige Bibliotheken in den USA und ein britisches Spielwarenkaufhaus haben darauf reagiert und Harry-Potter-Bücher aus dem Sortiment genommen.
Bleiben wir beim Film und den Vereinigten Staaten: Robert Redford und Oliver Stone zählen zu den prominentesten Vertretern Hollywoods, die erstmals die Bush-Regierung wegen einer möglichen Einflussnahme auf Film und Fernsehen kritisiert haben. Nach einem Bericht der Los Angeles Times vom Montag wächst in der Filmstadt die Sorge, dass Washington sich zu stark in den kreativen Prozess einmischen könnte. Bei einem Treffen von Studiobossen und Bush-Berater Karl Rove ging es kürzlich um die Frage, welchen Beitrag die Unterhaltungsindustrie bei der Kriegsführung und Terrorismusbekämpfung leisten könne. Keiner würde den Filmemachern in die Inhalte reinreden, bekräftigte anschließend der ehemalige Jagdflieger und jetzige Präsident der Motion Picture Association, Jack Valenti. Bei dem Treffen von Entertainment und Regierung ging es um Themen wie Truppenunterhaltung in Übersee und Bekanntmachungen im Fernsehen und Radio, etwa um freiwillige Helfer anzuwerben.
Doch Hollywoodstar Robert Redford stellt in der Los Angeles Times die richtige Frage: „Wenn es Ihnen nicht um Inhalte geht, um was dann?“ Regisseur Oliver Stone, der in seinem Film „JFK“ verschiedene Theorien über die Ermordung von John F. Kennedy zeigte, wirft der Regierung Zensur vor. Bereits der Wunsch der Politiker, Amerika in positiver Weise zu präsentieren, sei eine Form der Kontrolle.
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