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Vom Mulholland Drive an die Croisette ist es nur ein kleiner Schritt. David Lynch wird in diesem Jahr Jurypräsident des Filmfestivals von Cannes (15. bis 26. Mai). Der amerikanische Filmemacher feierte dortselbst schon Erfolge. 1990 erhielt er für „Wild at Heart“ die Goldene Palme. „Lynch gehört zu den kreativsten Regisseuren der Filmwelt, und wir wollen ihm nochmals applaudieren“, sagte Festivalchef Gilles Jacob zur Nominierung. Und der 55-jährige Regisseur, bekannt durch Filme wie „Blue Velvet“, „Eraserhead“ oder „Elephant Man“, gab die Blumen umgehend zurück: „Ich bin mir der Verantwortung bewusst, das größte Filmfestival der Welt zu leiten“, sagte er. Und fügte hinzu: Er sei „zugleich begeistert und verängstigt“.

Solche heftigen Gefühle hat die Berufung von Thomas Flierl zum Berliner Kultursenator nicht ausgelöst. In seinen ersten Interviews machte Flierl inzwischen deutlich, dass er sich, was Wunder!, für eine gute Zusammenarbeit mit dem Bund und für den Erhalt der kulturellen Substanz in der Hauptstadt einsetzen wird. Auch einen ihm als PDS-Politiker von mancher Seite unterstellten „Abbau West“ werde es mit ihm nicht geben. Zudem verstehe er sich auch nicht als „Repräsentant der traditionellen DDR-Elite“: „Es haben sich inzwischen neue Generationen gebildet. Insofern ist eine Revanche der Ostkultur in keiner Weise zu befürchten. Ganz im Gegenteil: Wenn es darum geht, Westberlin als historisch beendet zu erklären, dann werden wir unsere Erfahrungen einbringen. Und mit besonderer Behutsamkeit mit den gewachsenen Westberliner Strukturen umgehen.“ Im Hinblick auf die künftige Zusammenarbeit mit Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD), der wie Flierl studierter Philosoph ist, erhofft sich der künftige Kultursenator „eine kulturelle und geistige Verständigung – über politische und administrative Hürden hinweg“. Und Nida-Rümelin hofft da doch gleich mit. Er hoffe wie auch schon mit dessen Vorgängern auf ein sachlich-gutes Verhältnis, sagte er den Presseagenturen. Was soll er auch sonst sagen!

Na ja, und dann wird Frank-Markus Barwasser heute Abend noch in Nürnberg mit dem Deutschen Kabarett-Preis ausgezeichnet. Seine Figuren sind der naive Erwin Pelzig, der nüchterne Dr. Göbel und der bodenständige Hartmut. Worüber das Trio debattiert, fällt Barwasser bei der Zeitungslektüre, beim Fernsehen oder einfach im täglichen Leben ein. In Bayern haben Barwasser und seine drei Herren nahezu Kultstatus erreicht. Sehen Sie: Schon wieder jemand aus Bayern, der in ganz Deutschland gut ankommt.

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