unterm strich:
Das Präsidium des Goethe-Instituts will am Donnerstag in München über die Nachfolge seines Chefs Hilmar Hoffmann entscheiden. In einer Zeit, in der die auswärtige Kulturpolitik weitgehend vom Sparen bestimmt ist. Dabei hatte das Goethe-Institut mit Bundesaußenminister Joschka Fischer im Rücken auf frischen Wind bei der Vermittlung deutscher Kultur im Ausland gehofft. Doch nach dem Antrittsbesuch des Politikers im November 1998 in der Münchner Zentralverwaltung folgte schnell die Ernüchterung.
Fischer hatte die Bedeutung auswärtiger Kulturpolitik vor dem Hintergrund zunehmender wirtschaftlicher Globalisierungen herausgestrichen, doch der Rotstift machte vor Institutsschließungen nicht Halt. So hat Hoffmann, der scheidende Präsident des Goethe-Instituts, auch eigentlich nur einen wirklichen Wunsch, „dass endlich hier im Haus nicht mehr über Kürzungen gesprochen werden muss“.
Sein eindringlicher Appell zum Abschied nach neun Jahren an der Spitze der größten deutschen Mittlerorganisation lautet dann auch, aus der Anti-Terror-Allianz eine Pro-Kultur-Allianz zu machen. Hoffmanns Rechnung ist einfach: So würde die Wiederbegründung des Goethe- Instituts in Kabul rund 400.000 Euro kosten, sehr viel weniger als ein Spürpanzer, meinte der frühere Frankfurter Kulturdezernent, in dessen Amtszeit mehr als 30 Institute geschlossen werden mussten.
Amerikas ältestes Musical, „The Fantasticks“, hat sich am Sonntagabend nach 17.162 Vorstellungen in New York verabschiedet. Das von Harvey Schmidt geschriebene und Tom Jones vertonte Stück spielte knapp 42 Jahre im intimen „Sullivan Street Playhouse“ fernab vom Theaterdistrikt am Broadway. Weltweit gibt es nur ein anderes Theaterstück, Agatha Christie’s Krimi „The Mousetrap“ in London, das länger auf einer Bühne gespielt hat als „The Fantasticks“ – fast 50 Jahre.
Produzent Lore Noto war es im Laufe der Jahre gelungen, Liza Minelli, Elliott Gould, Kevin Kline und Richard Chamberlain für Rollen in der simplen, aber herzerwärmenden Liebesgeschichte zu gewinnen. Von den bekanntesten Songs des Musicals, „Try to Remember“ und „Soon It’s Gonna Rain“, gibt es Aufnahmen unter anderem mit Barbra Streisand, Tony Bennett und Harry Belafonte. Nach den Terroranschlägen vom 11. September blieben – wie am Broadway – auch im „Sullivan Street Playhouse“ die Zuschauer aus. Als das Ende der Schau bekannt gegeben wurde, verkauften sich die letzten Vorstellungen im Handumdrehen. Nun wird das kleine Theaterhaus wahrscheinlich abgerissen werden.
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