unterm strich:
Ganz andere Sensibilitäten hat der Stern-Karikaturist Gerhard Haderer in Österreich berührt: In seinem Karikaturband „Jesus“ hat Haderer den Gottessohn als weihrauchsüchtigen Früh-Hippie porträtiert, der von einer geschäftstüchtigen Jüngerschar rücksichtslos ausgenutzt und vermarktet wird. Das hat den österreichischen Chefvermarkter, den Wiener Erzbischof Christoph Schönborn, schwer verärgert: In der Wiener Presse protestierte er „gegen Gerhard Haderer und gegen jene, die ihm applaudieren“. Seit auch das Boulevardblatt Kronenzeitung auf den Zug aufgesprungen ist, nimmt Haderer die Angriffe nicht mehr auf die leichte Schulter: „Das ist ein Zeichen für die augenblickliche Stimmung in Österreich“, beklagte er bei einem Publikumsgespräch.
Ein Zeichen für den aktuelle Sparzwang in Berlin ist die Nachricht, dass das Berliner Kulturzentrum Podewil als Aufführungsstätte geschlossen und nur noch als Dienstleister für die Kunstszene erhalten bleiben soll. Etwa die Hälfte der Personalstellen wird gestrichen, in das Haus in Berlin-Mitte soll dafür der Museumspädagogische Dienst einziehen, gab Kulturstaatssekretärin Krista Tebbe bekannt. Der Sparhaushalt des Berliner Senats sieht außerdem vor, die Ballette von Deutscher Oper und Staatsoper zusammenzuführen. Kultursenator Thomas Flierl von der PDS rechnet dadurch mit Einsparungen von einer Million Euro. Zu der vereinten Compagnie sollen laut Flierl 75 Tänzer gehören. Udo Zimmermann, Generalintendant der Deutschen Oper, hat bereits gemahnt, die geplante Neustrukturierung dürfe nicht wieder auf Kosten seines Hauses gehen: Schon 1998/99 seien dort die Tänzerstellen von 60 auf 30 reduziert worden.
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