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unterm strich

Der Mülheimer Dramatikerwettbewerb wird in diesem Jahr ohne Botho Strauß stattfinden. Eine Sprecherin der Theatertage hat erklärt, Strauß wünsche, dass der Wettbewerb „unter den jungen Autoren ausgetragen werden solle“. Sein neuestes Stück „Unerwartete Rückkehr“ wurde im März unter der Regie Luc Bondys vom Berliner Ensemble uraufgeführt. Die Jury hatte das Bühnenwerk aus den 150 Inszenierungen ausgesucht, die für die 27. Mülheimer Theatertage gesichtet wurden. Bei dem Festival, das zwischen dem 18. Mai und 8. Juni stattfindet, ist von den zeitgenössischen Dramatiker-Promis jetzt nur noch Elfriede Jelinek vertreten. Die Zürcher Inszenierung von Jelineks „Macht nichts“ geht gegen Stücke von Sybille Berg, Gesinde Danckwart, Fritz Kater, René Pollesch, Roland Schimmelpfennig und dem Wiener Franzobel ins Rennen. (Wie hoch ist wohl der Altersdurchschnitt dieser „jungen“ Autoren?) Wer in der öffentlichen Debatte nach der letzten Aufführung zum Gewinner erklärt wird, erhält den mit 10.000 Euro dotierten Dramatikerpreis und tritt damit in die Fußstapfen von Rainald Goetz, Ernst Jandl, Heiner Müller und … Botho Strauß.

Die Musiker-Promis dürfen jetzt schon in Salzburg feiern. Die Osterfestspiele waren in diesem Jahr ein wirtschaftlicher Erfolg – die Opernaufführungen waren zu 100 Prozent ausgelastet, die Konzerte zu knapp 97 Prozent. Gefreut hat sich darüber außer der Festspielleitung sicher auch Claudio Abbado, der sich mit einer Neuinszenierung von Richard Wagners „Parsifal“ als künstlerischer Leiter der Festspiele verabschiedet hat. Die Besucherscharen habe ihn mit Ovationen gefeiert. Im nächsten Jahr wird Beethovens „Fidelio“ unter der musikalischen Leitung von Simon Rattle und in der Inszenierung von Nikolaus Lehnhoff präsentiert. Man hofft wohl, dass die Klassiker weiterhin Zuschauer in Scharen anlocken.

Unter all den Künstler-Promis wollen wir auch die Literatur-Promis nicht vergessen und gratulieren José Hierro zum 80. Geburtstag. Nach dem Prinizip „Klasse statt Masse“ hat er vergleichsweise wenige, dafür aber viel beachtete Werke wie „Quinta del 42“ (1953) oder „Cuaderno de Nueva York“ (1998) geschrieben. Zwischen 1964 und 1991 veröffentlichte er keine einzige Zeile: „Ich hatte einfach nichts Neues zu sagen.“

Hierro erhielt 1998 den Cervantes-Preis, der höchsten Literaturauszeichnung der spanischsprachigen Welt. Er gehört zu den bedeutendsten spanischsprachigen Lyrikern der Gegenwart. Schon als Jugendlicher veröffentlichte er Gedichte in der Zeitschrift der Anarchistengewerkschaft CNT.

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