unterm strich:
Zur oben angesprochenen Geldfrage: die finanzielle Schieflage des Schauspielhauses liegt an einer Auslastung von nur etwa 50 Prozent. Allerdings trifft der Besucherschwund nur das Stammhaus Am Pfauen mit seinen 745 roten Plüschsesseln, das seinen Ruhm als Emigrantenbühne in der Nazizeit begründete. Mit dem Antritt Christoph Marthalers als neuem künstlerischen Leiter vor zwei Jahren hat eine zweite Spielstätte des Schauspielhauses, der Schiffbau im Szenequartier in Zürich-West, ihren Betrieb aufgenommen und sich schnell als Publikumsmagnet erwiesen. Die zwei Bühnen in der früheren Werfthalle mit 200 beziehungsweise 400 Plätzen scheinen wie geschaffen für den einstigen Straßenmusikanten Marthaler, der mit neuen Formen des musikalischen und choreografischen Theaters experimentiert.
Zu Marthalers Widersachern gehört die rechtsnationale Schweizer Volkspartei (SVP), die das Volksbegehren beantragt hat. Unter dem Motto „Sterben lassen, was nicht lebensfähig ist“ wettert sie gegen Missmanagement an einem „dekadenten Theater“ und nimmt eine Teilschließung in Kauf. Hinter dem Schauspielhaus stehen dagegen eine Gemeinderatsmehrheit sowie die meisten Medien, die vor einer internationalen Blamage warnen.
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