unterm strich:
Rund fünf Wochen nach dem spektakulären Gemäldediebstahl aus dem Berliner Brücke-Museum sind die mutmaßlichen Täter im Gefängnis überführt worden. Dort saßen die zwei Männer bereits wegen eines kürzlichen Einbruchs in ein Optikergeschäft in U-Haft. Gegen die beiden wurde auch wegen des Gemäldediebstahls Haftbefehl erlassen, sagte eine Justizsprecherin am Mittwoch. Ob der Kunstraub damit restlos aufgeklärt ist, wollte sie aus „ermittlungstaktischen Gründen“ nicht sagen. „Die Ermittlungen dauern an.“ Fünf vermutliche Hehler waren schon vor knapp zwei Wochen in der Hauptstadt gefasst worden.
Aus dem Brücke-Museum waren am 20. April innerhalb weniger Minuten neun Bilder namhafter Expressionisten im Gesamtwert von rund 3,6 Millionen Euro gestohlen worden. Die Kunstwerke waren vor etwa zehn Tagen bei einer Hausdurchsuchung sichergestellt worden. Die dabei geschnappten Hehler hatten laut Landeskriminalamt offenbar die Aufgabe, die als unverkäuflich erachtete Ware aufzubewahren und für ihren Absatz zu sorgen. Jetzt half den Ermittlern der Zufall. Ein 45 Jahre alter Jugoslawe und ein 28 Jahre alter Slowene waren den Angaben zufolge Anfang Mai bei dem Einbruch in ein Brillengeschäft in Berlin-Wedding auf frischer Tat ertappt worden. Bei der Analyse des Einbruchswerkzeugs stellte sich heraus, dass Spuren am Schloss des Optikergeschäfts identisch mit denen an einem aufgebrochenen Gartentor auf dem Nachbargrundstück des Brücke-Museums waren. Der Slowene habe beim Verhör zugegeben, dass es sich um sein Werkzeug handle, sagte die Sprecherin. Auch eine DNA-Analyse brachte die Ermittler weiter: Eine Probe des Slowenen stimmt mit Spuren in einem gefundenen Handschuh überein.
Die Bilder der Expressionisten Erich Heckel, Emil Nolde, Max Pechstein und Ernst Ludwig Kirchner wurden in einer Wohnung im Berliner Stadtteil Mariendorf zusammengerollt in einer Sporttasche gefunden. Sie waren aus den Rahmen getrennt worden. Ein Pechstein-Bild im Wert von 250.000 Euro hatten die Täter zerschnitten. Die eine Bildhälfte sei nach wie vor verschwunden, hieß es. Die Gemälde befinden sind noch beim Landeskriminalamt und sollen anschließend restauriert werden.
Das Brücke-Museum zeigt in wechselnden Ausstellungen Werke der 1905 in Dresden gegründeten und 1910 nach Berlin übergesiedelten expressionistischen Künstlergruppe „Die Brücke“. Grundstock der Sammlung des 1967 eröffneten Museums waren 74 Bilder des Malers Karl Schmidt-Rottluff, die dieser dem Land Berlin geschenkt hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen