unterm strich:
Haben Sie das Wochenende mit Grillen verbracht? Haben Sie versucht, möglichst viele Wochenendspiele der eher miesen WM wegzugucken? Oder haben Sie sich zur Eröffnung die volle Ladung documenta in Kassel gegeben? Dann wird Ihnen entgangen sein, was an der Martin-Walser-Front los war. Hier also im Überblick: Bodo Kirchhoff hat die vorzeitige Veröffentlichung des Manuskripts von Walsers umstrittenem neuen Roman „Tod eines Kritikers“ angeprangert. „Es war ein gewaltiger Fehler und zugleich ein Schachzug, das Manuskript so früh aus der Hand zu geben“, schreibt der 53-jährige Autor im neuen Spiegel, „es war schäbig, daraus Kapital zu schlagen, und natürlich auch klug“. Die „Medienmühle“ sei „hoffnungslos angelaufen“, er halte aber fest: „Sie wurde ohne Not in Gang gesetzt.“ Für Kirchhoff sind Walser und Reich-Ranicki „zwei alte Herren, die für sich und ihre Fehde eine maßlose Aufmerksamkeit, und das heißt: eine maßlose Bedeutung beanspruchen“.
Wie in Walsers Roman geht es auch in Kirchhoffs neuem Buch „Schundroman“ um den Tod eines Kritikers. Während der Kritiker bei Walser nicht wirklich stirbt, fällt er bei Kirchhoff „aus Versehen“ einem Killer zum Opfer. Nach Angaben der Frankfurter Verlagsanstalt ist mit Kirchhoffs Kritikerfigur ebenfalls Reich-Ranicki gemeint. In der Öffentlichkeit – so das Buch – wird ein gezielter Mord an dem Kritiker vermutet. Verdächtigt werden zwei Schriftsteller, die „unschwer als Martin Walser und Günter Grass zu erkennen sind“, wie das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel berichtete.
Für Julian Nida-Rümelin haben die im Streit um Walsers Buch beteiligten Akteure „nicht den richtigen Ton“ gefunden. Das sagte der Herr Kulturstaatsminister im 3sat-Magazin „Kulturzeit“. Er machte dabei als Hauptbeteiligte den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, den FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher und Martin Walser aus. Woher hat der Mann bloß diese messerscharfe Kombinationsgabe?
Das Kubanische Filminstitut plant in diesem Jahr ein „Festival des armen Kinos“, das vom 6. bis 10. November in Gibara in der östlichen Provinz Holguín stattfinden soll. Dabei sollen laut Regisseur Humberto Solás vor allem die Vermarktungsmöglichkeiten für Filme aus Ländern gestärkt werden, die bei den sonstigen Festivals kaum vertreten sind. Kuba ist auch Gastgeber des Internationalen Festivals für Neues Lateinamerikanisches Kino, das im Dezember in Havanna ausgetragen wird. Das Zusatzprojekt versteht sich nicht als Konkurrenz zu anderen kleineren Festivals wie etwa dem „Sundance-Festival“ von Robert Redford.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen