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unterm strich

In Kabul deutet sich ein kulturpolitisches Rollback an: Indische Filme sollen dort wieder aus dem Fernsehprogramm, singende Frauenstimmen aus dem Radio verbannt werden, meldet die BBC. Diese Entscheidung fällte der kürzlich zum Chef des afghanischen Rundfunk und Fernsehens ernannte Mohammed Ishaq, ein Vertreter der ehemaligen Nordallianz. Seit dem Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan erfreuen sich indische Bollywood-Schmachtfetzen großer Beliebtheit bei einem Publikum, dem solches Amüsement ja lange genug verwehrt war: Die Taliban hatten jede Form von Musik und Fernsehunterhaltung unter Strafe gestellt. Die neuen Restriktionen des neuen Rundfunkchefs dürften also nicht unbedingt auf großen Zuspruch stoßen und das Ansehen des Präsidenten Hamid Karsai gerade auch im Ausland etwas schmälern. Andererseits sind sie ein Zeichen für die anhaltenden Machtkämpfe im afghanischen Regierungslager, zwischen moderaten und konservativ-fundamentalistischen Kräften. Erst vor einigen Wochen war Mohammeds Ishaqs Vorgänger im Amt, Abdul Hafiz Mansoor, als Rundfunkchef entlassen worden. Er musste zurücktreten, weil unter seiner Ägide zu viele Statements des ermordeten Führers der Nordallianz, Ahmed Schah Massud, ausgestrahlt worden sein sollen. Außerdem hatte er bereits veranlasst, den Zuschauern den Anblick singender Frauen vorzuenthalten. Sein Nachfolger droht nun, ein noch strengeres Regiment walten zu lassen. Die Pointe ist, dass in Kabul derzeit umstritten ist, was ausgerechnet in Masar-i Scharif, einst eine Hochburg der Taliban, offenbar für keine Kontroversen sorgt: Dort sind singende Frauen und indische Filme ein gewohnter Anblick im TV.

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