unterm strich:
Bezieher von großen, aber nicht unfeinen Blättchen wie, sagen wir, der Wolfenbüttler Zeitung oder dem Darmstädter Echo, kennen die beliebte Rubrik in den jeweiligen Lokalteilen, die da heißt: „Man liest es gern“. Oder: „Man liest es nicht gern“. Oder: „Aufgespießt“. Wir bedienen uns unverfroren und fangen an mit „Man liest es gern“: Die angeblich weltweit einzige Open-Air-Orgel ist an diesem Samstag in der Dortmunder Innenstadt im Rahmen des diesjährigen „Orgelsommers“ zu sehen und zu hören. Sie ist in einen Laster eingebaut, hat 29 Register mit rund 2.000 Orgelpfeifen und wurde im bayerischen Ostheim gebaut.
„Man liest es gern“ hat es aber kaum anders erwartet: Kurz vor Abschluss des diesjährigen Schleswig-Holstein Musik Festivals hat Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) ein positives Fazit gezogen. „Das Festival mit dem Länderschwerpunkt Spanien hat uns in Schleswig-Holstein einen fantastischen und überaus gelungenen Musiksommer beschert.“ Kaum jemand habe geglaubt, dass der Erfolg des vergangenen finnischen Kultursommers noch übertroffen werden konnte. „Herzlichen Glückwunsch dafür“, anerkannte Simonis.
„Man liest es nicht gern“: Helmut Walther, 65, seit über 30 Jahren in Diensten der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden, geht zum Monatsende in den Ruhestand. Der gebürtige Sachse hatte wesentlichen Anteil an zwei Erhebungen, die bundesweit bekannt geworden sind. Nach seiner Idee ermittelt die GfdS jeweils die „Wörter des Jahres“ und die beliebtesten Vornamen eines Jahres. Seit 1977 war Walther Redaktionsleiter des Sprachdienstes, des Organs der Sprachgesellschaft.
„Man liest es gar nicht gern“: Anlässlich des anscheinend ewig dauernden 100. Geburtstags von Leni Riefenstahl trat die rechtsextreme Gothic-Band Von Thronstrahl vergangene Woche in der Münchner Hochschule für Musik und Theater auf. Angemeldet wurde die Veranstaltung als CD-Release-Party mit anschließendem Geburtstagsfest – und weder die Hochschule noch das Kreisverwaltungsreferat, wo die Feier angemeldet werden musste, schienen sich groß dafür interessiert zu haben, dass die Antragssteller Josef Klumb und Werner Symanek einschlägig bekannt sind für rechtsnationale Umtriebe.
„Aufgespießt“: Sophia Loren hat in Venedig geweint, und keiner weiß warum. Und Post-Chef Klaus Zumwinkel ist zum „Sprachpanscher des Jahres“ gewählt worden – wegen Wortschöpfungen wie „speed booking“ und „Post- und Sparcard“.
(Danke nach Wolfenbüttel und Darmstadt!)
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