umstrittener impfstoff: Soldaten wehren sich gegen Zwangsimpfung
Über eine halbe Million Impfungen verabreicht
Die Nachfrage nach Schutzmaßnahmen gegen einen Biowaffen-Angriff ist derzeit in den USA sehr groß. Selbst für fragwürdige und möglicherweise gesundheitschädliche Mittel besteht ein Riesenbedarf. So haben über 1.000 Personen in den letzten Tagen direkt bei dem Impfstoffhersteller BioPort in Lansing, im US-Bundesstaat Michigan, versucht einen Impfstoff gegen Milzbrand zu erhalten, berichtet die Washington Post. Ihre Wünsche konnten nicht erfüllt werden. Die abwehrende Antwort war immer die gleiche: Es gibt keine frei verkäuflichen Vorräte mehr. Alle Impfstoffe gehörten dem Verteidigungsministerium, dem Department of Defense (DoD).
Bisher hatte BioPort ausschließlich für das DoD produziert. 1970 erhielt die Firma die Zulassung für den Impfstoff. Getestet wurde er bis dahin nur in Tierversuchen. Aus ethischen Gründen, denn schließlich könne man nicht Testpersonen absichtlich dem Milzbranderreger Bacillus anthracis aussetzen, um zu prüfen, ob der Impfstoff überhaupt wirkt.
Trotzdem ist bis heute rund einer halben Million Menschen der Impfstoff verabreicht worden. Auf Order des US-Verteidigungsministeriums mussten sich im Golfkrieg die dort eingesetzten Soldaten einer Impfung unterziehen. Die USA befürchteten, dass der Irak nicht davor zurückschrecke auch B-Waffen einzusetzen. Bis heute ist jedoch fraglich, ob der Impfstoff überhaupt gegen eine Milzbrandinfektion wirkt. Getestet wurde seinerzeit in Tierversuchen nur die Wirkung bei einer Infektion über die Haut. Die Wirkung bei einer Infektion über die Lunge ist nie überprüft worden.
Mittlerweile sind zahlreiche Klagen von Soldaten anhängig. Sie fühlen sich als Versuchskaninchen missbraucht. Auch ist auf Seiten der Veteranenverbände der Verdacht nicht ausgeräumt, dass unter anderem dieser Impfstoff für das sogenannte Golfkriegssyndrom verantwortlich ist. Das Verteidigungsministerium besteht jedoch darauf: Dieser Impfstoff ist sicher. WLF
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