türkei-begeisterung: Der Jubel-Präsident

Was ist der Unterschied zwischen einem ernstzunehmenden Repräsentanten und einem Grüßaugust? Das ist einfach. Ein echter Repräsentant kann auch unbequeme Wahrheiten anlassgemäß äußern. Ein Grüßaugust macht hingegen viele Worte, sagt aber immer nur eins: Heidschibummbeidschi. Also nichts. Und erst recht nichts Unbequemes.

Kommentar vonBenno Schirrmeister

Den Verdacht, dass Bürgerschaftspräsident Christian Weber (SPD) letzterer Kategorie angehört, hat sein Auftritt bei der Türkei-Feierstunde bestätigt. Der höchst festliche Anlass, der 83. Jahrestag der Staatsgründung und die Verabschiedung des Honorarkonsuln sei nicht der Rahmen, um über Menschenrechtsverletzungen in der Bosporus-Republik zu klagen, behauptet er. Auch müsse man auf die EU-Anpassung hoffen. Und Heidschibummbeidschi.

Wenn Bremens Partnerstadt Izmir von der aktuellen Welle systematischer Menschenrechtsverletzungen massiv betroffen ist und sich der Bürgerschaftspräsident als Gastgeber einer Feierstunde trotzdem außer Stande sieht, auch nur Sorge über Missstände zu artikulieren – dann ist davon auszugehen, dass Weber nie einen passenden Rahmen für derlei Mahnungen erkennt: Er ist zu gern ein Jubel-Präsident. Dem Ansehen seines Amtes kann das nur schaden.