thailänder II – es kann noch mehr geben ...! :
von BJÖRN BLASCHKE
Kürzlich, nachdem ich gerade aus dem Thailand wiedergekehrt war, versprach ich an dieser Stelle, die Übersetzung des vollständigen Namens nachzutragen, den die thailändische Hauptstadt Bangkok offiziell trägt. Er lautet zu Deutsch „Stadt der Engel (oder Götter), die große Stadt, die Residenz des Smaragd-Buddhas, die unbezwingbare Stadt des Gottes Indra, die große Hauptstadt der Welt, ausgestattet mit den neun kostbaren Edelsteinen, die glückliche Stadt, voll von riesigen königlichen Palästen, die der himmlischen Wohnung gleichen, wo der fleischgewordene Gott regiert, eine Stadt, gegeben von Indra und gebaut von Visvakarman.“
Wahrscheinlich denken Sie nun, dass eine Stadt, die solch einen filigranen Namen trägt, eine hinreißende Stadt sein müsse; eine spirituelle Stadt, die mit Tempeln vollgestellt ist, da sie doch auch als Kapitale einem Land vorsteht, dessen Bevölkerung dem Buddhismus hinterhermeditiert. Und tatsächlich: An jeder Ecke steht ein Tempel, allzeit bereit für die Erleuchtung seiner Besucher. Für die ist allerdings kaum Platz vor den Altären, weil überall schon Buddha steht, liegt oder sitzt. Stellen Sie sich nur einmal vor, in unseren Kirchen stünde Jesus immer im Weg herum. Nicht auszudenken. Aber zum Glück hat man für ihn ja diese Vorrichtung erfunden, mit der man ihn bis heute so praktisch an die Wand hängen kann. Weil Buddha aber für eine Halterung dieser Art zu schwer war, musste er auf dem Teppich bleiben.
Jedenfalls sind im Thailand so viele Buddhas in den Tempeln, dass man annehmen könnte, die rot getünchten Häuser mit den lustigen Krummgiebeln seien Buddha-Fabriken. Doch die befinden sich tatsächlich meistens schräg gegenüber, auf der anderen Straßenseite, damit man sich nach dem unbefriedigenden Besuch in einem der mit Buddhas überfüllten Buddha-Häusern noch schnell einen Buddha für zu Hause kaufen kann.
Nach dem Besuch von ungefähr dreißig Tempeln und einer Königstadt dachte ich nur: So viel Buddha war nie, und, wann wird mich der Thailand von ihm erlösen? Derart delirierend konnte ich mich gerade noch von einem „Tuctuc“, einem Zweitaktmopedtaxi, in eine Garküche kutschieren lassen. Mit letzter Kraft kalauerte ich dem Koch zu „tu mal Buddha bei die Fische – und gib mir deinen besten Bratreis.“ Dann brach ich zusammen. Der Smog Bangkoks hatte mich in eine tiefe Ohnmacht fallen lassen. Das einzige, an das ich mich noch erinnere, ist der Satz, der mein Hirn permanent durchwaberte: „janz Bangkok is eene Wok-Wolke ...“. Ich erwachte erst wieder, als mir der Koch seine Spezialität unter die Nase schob: „Verlorenes Gesicht an heißem Herzen mit frischen Chilischoten“.
Dass der Mann sein Restaurant überhaupt geöffnet hatte, war ein kleines Wunder. Normalerweise nämlich schließen die Thailänder sonntags ihre Garküchen, um den Wok aufs Dach zu stellen und die chinesische Hautarztserie „Dl. Pee Ling“ zu gucken. Nun wusste ich, was wahre Erleuchtung ist, lobte selbst den Namen des Buddhas und stimmte ein Lied für Thailand an: „Fried rice, burning like fire; fried rice ...“.
Lesen Sie demnächst an dieser Stelle weiter, wenn es dann heißt: „Thailänder III – der Saté-Sumo-Sieger“.
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