telemedizin : technikwahnsinn
Neben der Industriekultur hat das Ruhrgebiet einen weiteresFeld für sich entdeckt: die Gesundheitswirtschaft. Daran ist ja erst einmal nichts auszusetzen, denn diese Branche hat Zukunft. Die Fachhochschule Dortmund bietet zum Beispiel den Studiengang medizinische Informatik an. Mit der technischen Unterstützung der FH erprobt die Gesundheitsministerin an vier Essener Krankenhäusern das Modellprojekt der elektronischen Patientenakte „mamma@kte.nrw“, die zur Verbesserung der Brustkrebsbehandlung führen soll. Doch der Sinn einer elektronischen Sprechstunde muss hinterfragt werden.
KOMMENTAR VONNATALIE WIESMANN
Es geht nicht darum, das klassische Arzt-Patienten-Verhältnis zu romantisieren. Schon lange haben PatientInnen das Gefühl, in Arztpraxen maschinell abgefertigt zu werden, die lange Zeit im Wartezimmer steht in keiner Relation zu der kurzen Begutachtung durch den Arzt. Doch wer will sich schon bei ernsthaften medizinischen Problemen auf eine Ferndiagnose verlassen?
Das Problem der Farbechtheit im Internet kennt jeder, der ein Bild einscannt. Für die Diagnose von Blut ist die Farbechtheit aber immens wichtig, sagen Experten. Und wer sagt, dass der Arzt dann auch gleich antwortet, wenn man seine Hilfe braucht. Diese kann die physische Untersuchung nicht ersetzen, höchstens ergänzen. Das bedeutet für die Ärzte nicht weniger, sondern mehr Arbeit. Doch dann ist fraglich, für wen diese neuen technischen Spielereien wirklich gut sind.