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taz.meinland Zu Gast im offenen Hausprojekt „Bellevue di Monaco“Schön sichtbar!

von Lion Häbler

Das Glockenbachviertel liegt im Zentrum Münchens, zwischen Fußgängerzone, Marienplatz und den meistbesuchten Isarstränden. „Direkt hier schräg gegenüber wurde ja dann so eine Gated Community für Superreiche errichtet“, fasst Christian Ganzer rückblickend den Kampf um seinen Häuserblock zusammen. Hier hat jetzt auch das Engagement von ihm und anderen Platz. Ihr Ziel: eine Perspektive für und mit Geflüchteten zu schaffen und damit gleichzeitig „zentral einen Kontrapunkt“ zu setzen. Die Superreichen müssten sich jetzt wohl oder übel auch mit ihnen auseinandersetzen, fügt er hinzu.

taz.meinland zweckerweiterte schon viele Räume: ein Bootsdeck, Gaststätten, Kirchen und Schulturnhallen, Freizeitzentren und selbstverwaltete Jugenddörfer. Dieser Liste schließt sich nun ein spezieller Ort an. Das mittlerweile sozialgenossenschaftlich organisierte „Bellevue di Monaco“ will in Zukunft noch mehr Geflüchtete beherbergen und damit vor allem diejenigen willkommen heißen, die unfreiwillig ihre Herkunftsorte verlassen.

„Schöne Aussicht“ – solche Namen ist man eigentlich eher von Luxushotels gewöhnt. Doch im Gegensatz zu Tourismusmagneten mit Panoramablick möchte dieses Haus- und Kulturprojekt mehr als nur eine Sehenswürdigkeit sein: Hier begegnen sich Menschen unabhängig ihrer Herkunft auf Augenhöhe.

Eine Oase in München

Die Mühen des Anerkanntwerdens und Ankommens waren im großen Veranstaltungsraum das Thema des meinland-Abends am 13. Juli. Neben den Vorstandsmitgliedern Angela Bauer und Matthias Weinzierl war auch Christian „Grisi“ Ganzer vor Ort. Er kümmerte sich nicht nur um den technischen Ablauf der Veranstaltung, sondern nahm sich außerdem Zeit, die Hintergründe des Hauses zu beleuchten. Als langjähriger Begleiter, Mitinitiator und heutiges Aufsichtsratsmitglied des Projekts berichtet er von den Anstrengungen und Kämpfen, diesen Ort als kulturelle Oase inmitten der Münchner Gentrifizierungswüste zu etablieren.

Aus dem bayerischen „Mia san mia!“ ­könnte „Mia werdn mea!“ werden

Nach dieser erfolgreichen ersten Etappe können nun neben der Unterbringung für geflüchtete Familien hier nach und nach andere Aktivitäten entfalten werden. So soll Asyl­be­werber*innen endlich ein Gefühl des bloßen Zwischen-gelagertseins genommen werden, dem sie sonst so oft ausgeliefert sind. Im Erdgeschoss des Eckhauses entsteht bis Anfang September ein Infocafé, das bald selbst von Geflüchteten betrieben wird; mit einem kostengünstigen Angebot an Speisen und als Anlaufstelle für Beratungen und Verknüpfungspunkt. Größere Räume im ehemalig als Werkstatt genutzten Hinterhaus des Komplexes werden – teilweise jetzt schon – für Deutschkurse, Kinderbetreuung, Gruppentreffen und Konzerte genutzt.

Bessere Aussichten

Es bleibt also spannend zu beobachten, inwieweit es das Bellevue di Monaco schaffen wird, mehr als nur eine willkommene Abwechslung innerhalb der bayrischen Traditionsfestung zu sein. Vielleicht könnten von hier tatsächlich Impulse entsandt werden, die im nachhaltigen Austausch des Hauses geformt und durch diejenigen, die es über das Mittelmeer und Gebirgsketten hierher schafften, beeinflusst werden. Aus dem bayrischen „Mia san mia!“ könnte dann tatsächlich ein „Mia werdn mea!“ werden, und dabei nicht nur Bevölkerungszuwachs, sondern auch politische und kulturelle Bandbreite meinen.

Nachberichterstattung zur taz.meinland Veranstaltung und Interview mit Christian „Grisi“ Ganzer auf taz.de/meinland

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