taz.adventskalender Die 16 : Wir wünschen uns ... weniger Hipster
Das Leben ist ein Wunschkonzert: Stimmt leider nicht ganz, aber zumindest im Advent werden Sehnsüchte, Hoffnungen – Wünsche eben – geäußert. Auch an dieser Stelle in der taz, bis zum 24. Dezember jeden Tag.
Bezahlbarer Wohnraum für alle, das ist mein Wunsch. Die Realität aber sind Mietanstieg und Ferienwohnungen. Ein Beispiel für die Verdrängungsprozesse in der Stadt ist Kreuzberg. Viele alteingesessene Kreuzberger sehen sich derzeit gezwungen, in Randbezirke zu ziehen, da sie den extremen Mietpreiserhöhungen ihrer Vermieter nicht mehr nachkommen können. Wenn das nicht freiwillig geschieht, droht manchmal sogar die Zwangsräumung.
Denn so teilen vielerorts Immobilienhaie und profitorientierte Investoren den Stadtraum unter sich auf und nehmen dabei wohl wissend in Kauf, dass die Anwohner, die einst das Viertel zu dem gemacht haben, was es ist, nicht mehr hier leben können. Der einstige Problembezirk Kreuzberg – er wird gepimpt, und modernisiert, seit eine andere, finanzkräftigere Klientel Kreuzberg für sich entdeckt hat.
Das beste Beispiel: die Markthalle IX beim Görlitzer Bahnhof. Hier werden in exklusiver Nachbarschaft Chiasamenpudding und fermentierte Schisandra-Beeren zu Wucherpreisen verkauft. Die Halle als exklusiver Hipster-Tempel, sie steht sinnbildlich für den Ausverkauf des Bezirks.
Gentrifizierung ist bei vielen BerlinerInnen ein Thema. Die glücklichen sind wohl jene, die noch einen alten Mietvertrag besitzen.
Also, liebe Hipster, fahrt zurück nach Hause und lasst Kreuzberg wieder alteingesessen und kiezig sein. Wir kommen auch gut ohne euch klar. Nadim Chahrour
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