taz.adventskalender (8) : Wir wünschen uns ... Magnolien statt Linden
Das Leben ist ein Wunschkonzert: Stimmt leider nicht ganz, aber zumindest im Advent werden Sehnsüchte, Hoffnungen – Wünsche eben – geäußert. Auch an dieser Stelle in der taz, bis zum 24. Dezember jeden Tag.
Weil die Luft neulich wieder so frühlingshaft mild war, mitten in der Adventszeit, kamen sie mir wieder in den Sinn: niedrige Bäumchen, nicht größer als Apfelbäume, aber mit umso großspurigeren weiß-rosa Blüten. Magnolien. Als ich vor einigen Jahren mal eine Zeit lang unglücklich gemeinsam mit einer Mäusefamilie in einem schimmeligen Kabuff in London wohnte, waren sie mir auf dem Weg zur Uni morgens ein hübscher Trost.
Berlin dagegen setzt ja eher auf die Linde. Was unverständlich ist, denn die Linde ist ein sehr unpraktischer Baum. Im Frühjahr muss man aufpassen, dass man sein Fahrrad bei Regen rechtzeitig unter einer Linde wegräumt. Andernfalls hat man es mit einer klebrigen Harzschicht zu tun, die das Rad gleichmäßig glasiert: Der sogenannte Honigtau der Blattläuse, die gern auf Linden wohnen und deren, nun ja, Kacke bei Regen runtergespült wird. Bäume, die Blattläuse mögen, mag ich nicht.
Im Winter dagegen sehen die Linden aus wie amputierte Gliedmaßen. In meinem ersten Berliner Winter war ich ehrlich schockiert ob der Mickrigkeit der Bäumchen in der berühmtesten Straße der Republik. Allerdings sehe ich auch ein, dass „Unter den Magnolien“ ein bisschen sperrig klingt.
Also baue ich auf das ästhetische Empfinden der KleingärtnerInnen in meiner Nachbarschaft. Sie brauchen ein 50 Zentimeter tiefes Loch und 70 Liter Moorbeeterde. Pflanzzeit wäre jetzt. Vielen Dank! Anna Klöpper
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