taz.adventskalender (3) : Wir wünschen uns … mehr Freundlichkeit
Das Leben ist ein Wunschkonzert: Stimmt leider nicht ganz, aber zumindest im Advent werden Sehnsüchte, Hoffnungen – Wünsche eben – geäußert. Auch an dieser Stelle in der taz, bis zum 24. Dezember jeden Tag.
Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wären das mehr Respekt und Freundlichkeit. Leute! Berlinerinnen und Berliner! Ich habe wirklich kein Problem mit der Berliner Schnauze, ich bin aus dem Ruhrpott, da geht’s nicht anders zu. Wenn mir ein Busfahrer auf die Frage, ob ich bei ihm ein Tagesticket kaufen kann, antwortet: „Wennse jenuch Jeld ham, könnse ooch den janzen Bus koofen!“, finde ich das witzig, nicht unfreundlich.
Respektlos finde ich, wenn es in hiesigen Arztpraxen offenbar schon als Frechheit gilt, wenn man erwartet, dass Termine wenigstens halbwegs eingehalten werden. Unfreundlich finde ich, wenn ich bei Behördenbesuchen oft als den Arbeitsablauf störende Zumutung betrachtet werde.
Und ich habe es ja noch gut als selbst ihren Lebensunterhalt Bestreitende! Haben Sie mal jemanden zum Jobcenter begleitet? Da wird man Kunde genannt, aber gerne mal behandelt wie ein Idiot. Interkulturelle-Kompetenz-Seminare werden den MitarbeiterInnen angeboten – dabei würde es oft schon ein bisschen soziale Kompetenz tun.
Liebe Leute! Das Leben wird so viel schöner und einfacher, wenn man andere Leute freundlich und respektvoll behandelt. Wenn sie dann frech sind, kann man immer noch unfreundlich werden. Aber präventive Unfreundlichkeit ist Mist und tut keinem gut. Seid netter zueinander!
Ich möchte hier mal mit einem Lob an die Berliner BusfahrerInnen anfangen: All diese schlecht gelaunten, weil ständig schlecht behandelten BerlinerInnen steigen tagtäglich in deren Busse, nehmen ihnen als Autofahrer die Vorfahrt, schneiden als Radfahrer die großen Fahrzeuge. Und die meisten Busfahrerinnen und -fahrer nehmen das gelassen hin, bringen uns trotzdem sicher nach Hause – und machen dabei noch Witze. Leute, danke, ihr seid cool! Berlin kann viel von euch lernen. Alke Wierth
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