taz sachen: Dieselfreie Zeitung
Endlich frische Luft. Die Redaktion der taz.nord in Hamburg kann aufatmen, dem Bundesverwaltungsgericht sei Dank. Die Stresemannstraße, an der unsere Redaktionsräume liegen, wird zur Dieselverbotszone. Das hat Hamburgs grüner Umweltsenator Jens Kerstan in der Folge des Urteils des Leipziger Bundesgerichts angekündigt. Ab April können wir vermutlich die Fenster wieder öffnen.
Die „Strese“, wie sie in Hamburg kurz genannt wird, eine vierspurige Ausfallstraße zwischen St. Pauli und der Elbtunnel-Autobahn, ist eine der dreckigsten und giftigsten Straßen der Republik. Bis 1991 war sie auch eine der gefährlichsten. Dann überrollte ein Lkw die neunjährige Nicola, die bei Grün über den Zebrastreifen wollte. Proteste auf der Straße folgten, die heutige taz-Volontärin Katharina Schipkowski, damals fünf Jahre und Nicolas Nachbarin, malte ihr erstes Protestplakat (dem noch viele folgen sollten) und demonstrierte zwei Wochen lang immer um 16 Uhr, dem Unfallzeitpunkt, mit anderen Kindern und deren Eltern an der Unfallstelle. Weil die Polizei sich weigerte, die Sitzblockaden von Frauen und Kindern zu räumen, musste die Politik handeln: Die Strese wurde zur Tempo-30-Zone erklärt und erhielt die beiden lukrativsten Blitzer der Stadt.
Leiser wurde die Straße zwar ein wenig, aber nicht sauberer; die Fenster bleiben zu. Zum Glück gibt es auch ein paar zum Hinterhof. Werktags steigen dort Kantinengerüche auf, das Sonntagsteam wird von einem Nachbarn ebenso verlässlich wie lautstark mit türkischem Hiphop verwöhnt. Alles immer noch besser als Dieselstinker. Sven-Michael Veit
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