taz sachen: Von Kreuzberg bis Jordanien
Unwahrscheinlich, dass eine Geschichte aus der taz, die sich in einer Altbauwohnung in Berlin-Kreuzberg zugetragen hat, um die Welt geht. Auch wenn Kreuzberg natürlich ein bedeutender Ort ist.
Die Geschichte „Karim, ich muss dich abschieben“ unseres Autors Hannes Koch , der einen syrischen Flüchtling bei sich aufgenommen hatte und ihn nach einem knappen Jahr rausschmiss (Nachzulesen unter taz.de/karim), aber drehte eine weite Schleife durch die ganze Welt: Sie erschien am 27. Mai 2017 in der taz am Wochenende. Hannes Koch schildert, wie seine Tochter jenen Syrer mitbrachte, der fortan bei den Kochs in Kreuzberg wohnte, wie schwierig das war, und dass Karim eines Tages gehen musste, weil es einfach nicht mehr ging. In der taz wurde viel über den Text diskutiert, auch weil Karim darin nicht immer gut wegkommt, wobei sich Koch auch Gedanken über sein Verhalten gegenüber ihm machte.
Neben der taz druckte Kochs Geschichte auch der Schweizer Tages-Anzeiger, die Debatte dort ging, verknappt wiedergegeben, so: Selbst schuld dieser Gutmensch, wenn er „einen Araber“ aufnimmt. Die Tages-Anzeiger-Macher selbst fanden den Text so gut, dass sie ihn in ihr Magazin #12 – Selection 2017 mit den 12 besten Geschichten aus dem vergangenen Jahr aufnahmen.
Irgendwann bekam Koch Mails von syrischen Flüchtlingen in Jordanien. Dort kursiere eine arabische Übersetzung des Textes; die Leser meinten, Karim habe sich unmöglich benommen und sein Gastrecht missbraucht. Der sucht übrigens gerade wieder eine WG in Berlin.
Felix Zimmermann
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