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taz sachenKein Tag ohne Oury Jalloh

Der Feuertod von Oury Jalloh in einem Dessauer Polizeirevier „beschäftigt mich, ob ich in der Badewanne sitze oder mit meinen Kindern spiele“, sagt der Aktivist Mouctar Bah. Über 100 Tage hat der Guineer, ein Freund Jallohs, in den beiden Prozessen als Nebenklagevertreter gesessen. „Ich habe gesehen, wie die Justiz in solchen Fällen funktioniert, und das lässt einem danach keine Ruhe.“

Jalloh war ein in Deutschland geduldeter Sierra Leoner, dessen Asylantrag abgelehnt worden war. Dass sein Tod nicht längst zu den Akten gelegt wurde, ist allein der Initiative „Gedenken an Oury Jalloh“ zu verdanken. Sie beharrte all die Jahre darauf, dass Jalloh sich 2005 nicht selbst getötet haben konnte.

„Man kann dazu keine Dis­tanz halten,“ sagt Bah, ein Gründer der Initiative. „Man kann sich von der Vorstellung, dass jemand verbrennt und es passiert nichts, der Täter läuft frei herum, einfach nicht lösen.“ 2013 wurde er bei einer Gedenkdemo von der Polizei verprügelt, erlitt eine Gehirnerschütterung und lag vier Tage im Krankenhaus. Später stand er wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt vor Gericht. Ein von der Initiative finanziertes Gutachten gab 2016 den Anstoß zu einer Brandsimulation. Sechs Sachverständige kamen dabei zu dem Schluss, dass Jalloh sich nicht selbst angezündet haben kann. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Mordes.

Kurz bevor sich Jallohs Todestag zum 13. Mal jährt, sind heute Abend Mouctar Bah, Nadine Saeed und Thomas Ndindah von der Initiative zu Gast im taz Café. Die Gesprächsrunde ist live über die Facebook-Seite der taz zu verfolgen. Christian Jakob

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