taz lab „Zukunft & Zuversicht“: Nur die Wölkchen fehlten
Vom Besselpark bis in die Kantinendisco: Eindrücke von unserem linken Volxfest am Samstag.
Schwer zu beschreiben, wie ein taz lab dieses Jahres geschildert werden kann: jenseits von Inhalten, Debatten und Hader auf einem der Podien. War es Glück oder doch meteorologisch kalkuliertes Konzept, dass ausgerechnet an diesem 22. April in Berlin der erste ernstzunehmende Flaniertag des Jahres war, warm und frisch zugleich, fast sommerlich klar und fein?
Dass auch kein Wölkchen – schade eigentlich, so rein dekorationsmäßig – den Himmel trübte? Oder dass die – Danke an die Kolleginnen* im Bezirksamt Kreuzberg – Straße vor dem Besselpark eigens für unser Fest abgesperrt war, so dass sie eine Kinderspielstraße wurde, vielleicht sogar als metropole zum Hier & Jetzt gewordene Utopie, dass Autoverkehr in der Stadt viel Leben einschränkt?
Man hörte jedenfalls: Kindergezwitscher und eher erwachsenes Gemurmel der Menschen im Besselpark, die an Tischen saßen, vor dem Big Screen Platz genommen hatten, um dem Mainstream zuzuhören, übertragen aus dem Panoramaraum im 6. Stock des taz Hauses?
Man staunte über die vielen Menschen, die schon morgens um 9 Uhr pünktlich in der taz Kantine saßen oder im Konferenzraum im benachbarten Gebäude – und musste natürlich, Berliner Umgangssitten gewöhnt, einräumen, dass dieses taz lab auch deshalb in Berlin nicht nur von außen so freundlich wirkte, weil buchstäblich alle so freundlich, abwartend, taktvoll und zuvorkommend sich verhielten, ohne Anschnauzerei und Schurigelei, selbst in den allerdings häufiger längeren Warteschlangen vor den Verköstigungsständen und an der taz-Kantinenbar?
Das Haar in der Suppe
Oder sollte das taz lab dieses Jahres, Motto: „Zukunft & Zuversicht“, aus den Stunden mit und nach der Dämmerung beschrieben werden? Der Besselpark – fast ein einziger Bier-, Rhabarberschorle- und Aperol-Spritz-Garten?
Und vor der Tür zur taz-Kantinendisco Trauben an Menschen, taz-Menschen, taz-lab-Besucherinnen* von weit her, junge und sehr junge Menschen, denen offenbar die Sets auf dem Dancefloor gefielen, DJ Wio mit einer halben Stunde ihrer Abba-Tracks, Ruth Fuentes und Kennith Rosarios Auflegerei, die auf queere Asia-Hispana-Wall of Sounds sich verlegten und mit ihnen offenkundig neue Moves bei den Tanzenden freisetzten? Ist es eine Notiz wert, dass viele der politprominenteren Gäste aus dem taz-Mainstream sich hernach unters „Volk“ im Besselpark mischten, einfach nur mal abhängend?
Ein journalistischer Bericht, und sei es einer versuchsweise gesamtbeobachtender Art wie dieser, darf selbstverständlich nicht ohne erfolgreiche Suche nach dem Haar in der Suppe formuliert werden. Ja, es stimmt: Manche Streams begannen etwas zu spät, der Auftakt morgens 8.30 Uhr begann in Wahrheit erst um 8.37 Uhr – wobei nicht unerwähnt bleiben darf, dass der taz Chor einmal mehr so stimmungsvoll sang inkl. „Imagine“ von Lennon/Ono.
We will meet again
Ja, und wahr ist auch, dass Gäste wie Robert Habeck, Maja Göpel und Saskia Esken oder die Friedensdebattierenden wie Claudia Major, Deniz Yücel, Hajo Funke und Hedwig Richter nächstes Jahr direkt auf einer größeren Bühne vor dem taz Haus streiten werden, nicht mehr von ihrem Publikum zwölf Höhenmeter entfernt nur im Panoramaraum: Danke für die Hinweise, dass das ja gar nicht mehr ginge.
Wir wissen: Ohne Hinweise, wie es noch besser werden könnte, dieses linke Volxfest, wären wir ja ganz aufgeschmissen. War ja alles gar nicht so schwer zu beschreiben. Das taz lab hat Spaß gemacht, uns sowieso auch. Kurzum, das ist sicher: „We will meet again“ (Queen Elisabeth II.) im April 2024.
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