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■ taz-internDer Ministerbesuch

Plötzlich steht der Minister im Büro, vorsichtig, etwas unschlüssig. Wer ist für ihn zuständig? Pekka Haavisto will sich vorstellen. Und er will nach 15 Jahren schauen, was aus der taz geworden ist. „Euch gibt's ja noch, wie habt ihr das gemacht?“

Der neue grüne Umweltminister Finnlands war in seinem früheren Leben Journalist und hatte Anfang der achtziger Jahren eine Reportage über eine kleine linksradikale deutsche tageszeitung geschrieben.

Die Zeiten ändern sich. Haavisto ohne Kugelschreiber, aber mit zwei Staatsbediensteten im Schlepptau. Eigentlich hatte der Grüne im Amt in Berlin nur eine Finnland-Ausstellung eröffnen wollen. Zwischendurch war er in einem vorzüglichen italienischen Lokal eingekehrt, Sale e Tabacchi, Mieter im taz-Haus. Die taz- Leuchtreklame vorne am Haus gab den Ausschlag. Ein Minister bei der Spontanvisite.

Neugierig war auch die taz. Nicht alle Tage schneit ein Minister herein. Und Haavisto hat gerade erst die große Krise im Amt überstanden. Seine Fünf-Parteien-Koalition will in Lappland den Vuotos-Stausee zur Stromerzeugung bauen. Ein Projekt, gegen das seine Partei seit Jahren vehement kämpft.

„Wir haben doch zumindest einen AKW-Baustopp durchgesetzt“, wirbt der Minister. Und fragt zurück: „Seid ihr Realos?“ Der Formelkompromiß, mit dem Haavisto den Grünen-Parteitag am Wochenende überstand, er wirkt vertraut: „Die Pläne für den Stausee werden nach Recht und Gesetz geprüft.“ „Neutral“ nennt er das.

Die Frage, ob er der richtigen Koalition angehöre, sei damit nicht beantwortet, gibt der MiniPekka Haavisto, taz-SpontanbesucherFoto: taz-Archiv

ster freimütig zu. „Wenn meine Regierung irgendwann Geld für Vorarbeiten am Stausee ausgibt, dann wird's wirklich schwierig.“ Aber bis dahin können noch einigen Jahre ins Land gehen – hofft der 37jährige. ten

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