■ taz-intern: Streitpunkt: Anzeigen
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der taz verlangen vom Vorstand ihrer Zeitung eine differenziertere Anzeigenpolitik. Einerseits soll das Blatt weiter verstärkt für Anzeigen geöffnet werden. Andererseits dürfe Werbung, die dem Image der taz oder der Überzeugung ihrer MitarbeiterInnen diametral entgegensteht, in Zukunft nicht mehr automatisch den Weg auf die Seiten der tageszeitung finden.
Die tazzlerInnen votierten daher am Samstag mit deutlicher Mehrheit dafür, Mitarbeiterschaft und Redaktion in solchen Zweifelsfällen zu beteiligen. Der Vorstand soll zu diesem Zweck um ein Mitglied des Redaktions- sowie des Betriebsrates erweitert werden. Und das neue Gremium soll dann mit Mehrheit über den Abdruck problematischer Anzeigen entscheiden. Der Vorstand wird sich auf seiner nächsten Sitzung mit der Forderung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auseinandersetzen.
Die Abstimmung war notwendig geworden, weil Imageanzeigen der Bundeswehr und der Atomindustrie angenommen worden waren, ohne das sich die tazzlerInnen ausreichend beteiligt sahen. Diese Anzeigen werden in den nächsten Tagen erscheinen.
Die MitarbeiterInnen der taz haben sich in einem Meinungsbild mit deutlicher Mehrheit gegen Anzeigen der Bundeswehr und der Atomindustrie ausgesprochen. Die tazzlerInnen haben ihr Erscheinen allerdings nicht verhindert. Der Antrag, die drei gewählten Mitglieder des Vorstands wegen der Zustimmung zu den Anzeigen abzusetzen, wurde mit deutlicher Mehrheit abgelehnt.
Ausschlaggebend für das Votum war wohl die Meinung der taz-EigentümerInnen. Auf eine Spontanbefragung hatten sich binnen weniger Tage 274 GenossInnen zu den umstrittenen Anzeigen geäußert. Rund sechzig Prozent befürworteten den Abdruck. Der Tenor der am Samstag in der taz präsentierten Genossenäußerungen war: Die LeserInnen der taz können zwischen redaktionellem und Anzeigenteil sehr wohl unterscheiden. Solange die redaktionelle Unabhängigkeit gewährleistet sei, dürften auch politisch unliebsame Anzeigen erscheinen. taz
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