taz Salon: „Der Betriebin Bad Iburg war kriminell“
Interview Andrea Maestro
taz: Herr Piepmeier, wie viele Tiere haben Sie heute geschlachtet?
Rolf Piepmeier: Etwa 40 Rinder und Bullen und 130 Lämmer.
Und saß jeder Bolzenschuss gleich richtig?
Jawoll. Wenn wir schlachten, ist da immer ein Tierarzt dabei. So was, was da überall passiert ist, ist bei uns undenkbar.
Sie sprechen die Schlachthofskandale in Bad Iburg, Oldenburg und Laatzen an, bei denen manche Tiere offenbar nicht korrekt betäubt waren. Was machen Ihre Mitarbeiter, wenn die Bullen noch Reaktionen zeigen?
Dann schießt man sofort nach, genau wie ein Jäger.
Und wenn das nicht passiert?
In Bad Iburg war es richtig, dass der Betrieb sofort geschlossen wurde. Das war kriminell. Aber in Oldenburg lag die Sache schon anders. Da war überhaupt keine kriminelle Energie.
Tierschützer haben in Oldenburg Dutzende fehlerhaft betäubte Tiere gefilmt, die sich dagegen gewehrt haben, dass sie getötet werden. Veterinäre standen daneben.
Was dort zu sehen ist: Es wird ein Tier geschossen, das Tier fällt aus der Luke raus, es bewegt sich. Es geht ein Tierarzt darauf zu, ein Messer in der Hand und schaut dem Tier in die Augen. Das ist völlig falsch dargestellt worden.
Wenn es keine kriminelle Energie war, was ist dann die Ursache für die Quälerei?
Die Beschäftigten auf den Großbetrieben sind Sklaven. Die Leute, die da arbeiten, das sind Menschen dritter Klasse. Die kriegen neun Euro die Stunde und da muss dann noch das Bett abgezogen werden und so was. Die verdienen nichts. Und wenn sie in einer Stunde hundert Bullen töten müssen, können Fehler passieren.
Wenn man Tieren helfen will, muss man erst etwas für die Menschen tun?
Ja. Wenn Sie in meinen Betrieb kommen, sagen Sie, das läuft ja alles. Ich habe die Leute aber auch selbst ausgebildet, bezahle sie gut und behandele sie als Menschen. Man kann nicht diese Leute aus Rumänien holen, nur weil sie billige Arbeitskräfte sind. Die haben keine Ahnung.
taz Salon „Schöner töten?“ mit Christine Bothmann (Bundesverband der beamteten Tierärzte), Friedrich Mülln (Tierschützer), Miriam Staudte (Grüne) und Peter Suel (Schlachterei Theresienhof, Rathjensdorf), Moderation: Andrea Maestro: 19.30 Uhr, Kulturhaus 73, Schulterblatt 73, Eintritt frei
Was machen Sie, damit es den Tieren bei Ihnen vor der Schlachtung gutgeht?
Unser Tierschutzbeauftragter treibt die Tiere hinein. Die kommen in eine Falle und werden geschossen. Dann fallen sie um. Wir haben keine Falle, in der der Hals eingeklemmt wird. Sonst wird das Tier nervös und panisch. Die Falle ist eine Box. Wir legen großen Wert darauf, dass die Tiere ruhig bleiben. Deshalb bleiben sie in den Fahrzeugen, bis sie drankommen.
Nutzen Sie Elektrotreiber?
Ja, wir haben elektrische Viehtreiber. Manchmal muss der benutzt werden, weil ein Tier manchmal auch störrisch ist.
Haben Sie Sorge, dass Tierschützer auch in Ihrem Betrieb heimlich filmen könnten?
Das können sie ruhig machen.
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