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taz Adventskalender (19)„Astrologie macht uns ehrlicher“

Die taz präsentiert in ihrem Adventskalender BerlinerInnen, die für etwas brennen. Hinter Türchen 19: ein Hobbyastrologe.

Was sagen die Sterne? Foto: dpa
Manuela Heim
Interview von Manuela Heim

Ach, wollten nur mehr Menschen, wie ich will, die Welt wäre ein bisschen besser: Die taz präsentiert in ihrem Adventskalender „Die Erlösung“ BerlinerInnen, die für etwas brennen. Hinter Türchen 19: ein Hobby-Astrologe.

taz: Kann Astrologie die Welt verbessern?

Ja und nein. Ja, weil die Menschen dadurch authentischer und ehrlicher werden können. Das klappt nicht durch Verordnung von oben, sondern nur durch Selbsterkenntnis. Astrologie ist ein Weg dahin. Leider wird sie in den Boulevardmedien oft als „Wünsch dir was“ missbraucht. Diese Vulgärastrologen, wie ich sie nenne, sorgen für eine Verdummung der Menschen und den schlechten Ruf der Astrologie.

Wie sind Sie zur Astrologie gekommen?

Im Interview: 

Der Hobby-Astrologe

ist 62 Jahre alt und möchte anonym bleiben. Er hat Geisteswissenschaften studiert und arbeitet bei einem der letzten noch existierenden alternativen Projekte in Berlin.

Im Studium der Vergleichenden Religionswissenschaften, 1977 war das an der FU. Da haben wir auch Texte von C.G. Jung gelesen, der sich in einem seiner Bücher auf die Astrologie bezieht und selbst erstaunt war, wie anwendbar sie auf die Psychoanalyse ist. Ich selbst bin katholisch erzogen und habe dann erst einmal die Bibel neu für mich interpretiert. Es ist unglaublich, wie viele astrologische Bezüge da drinstecken.

Und dann wurde die Astrologie zum Teil Ihres Lebens?

In den 1970ern war das ja nicht gerade en vogue. Ich habe dann angefangen, mithilfe der Astrologie Einblicke in meine eigene Seele zu gewinnen. Die nötige Literatur dafür musste ich mir in Antiquariaten zusammensuchen. In der Nazi-Diktatur wurde ja alle Tradition zerstört. Hitler hatte nur einen Hausastrologen, der ihm natürlich nur das Beste sagte, weil er sonst wie alle anderen ins KZ gekommen wäre. Erst mit den Achtundsechzigern wurde eine neue Tradition begründet.

Versuchen Sie andere zu bekehren?

Nee, das habe ich früher mal als junger Mann. Heute sage ich dazu nur noch etwas, wenn die Leute mich fragen.

Hat Sie die Astrologie zu einem besseren Menschen gemacht?

Das vielleicht nicht. Aber auf jeden Fall zu einem ehrlicheren.

Sie wollen lieber anonym bleiben … Weil die Astrologie einen so schlechten Ruf hat?

Nein, ich möchte einfach nicht mehr darauf angesprochen werden, das ist mein intimes Lebenshobby. Ich möchte auch nicht mehr in so viele Seelen hineinschauen, ich hab mit meiner eigenen noch genug zu tun. Ich mache das jetzt zwar schon viele Jahre, aber das bleibt ein Projekt bis zur Bahre.

Was sagen die Sterne für das neue Jahr?

Das wird ein Jahr der Klärung. Es geht um Prozesse, die schon im Gange sind: die soziale Frage, der gesellschaftliche Friede, der Umweltschutz. Eine der Grundregeln der Astrologie ist: Es passiert erst etwas, wenn die Dinge ins Extrem pendeln. Dann wird es entweder viel schlimmer oder besser. Da stehen wir nächstes Jahr.

Interview: Manuela Heim

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