taz🐾sachen: Küken, Karpfen, Kängurus
Ein Belgier war’s! Der Brüsseler Soziologe Daniel Warnotte (1871–1949) prägte den Begriff „Déformation professionnelle“. Auf Deutsch bedeutet das „berufliche Entstellung“, gemeint ist der Tunnelblick, die Macke, die sich einstellt, wenn man längere Zeit im selben Job tätig ist.
Als Themenchefin spüre ich es jeden (Feier-)Abend, oft auch an taz-freien Tagen: Ich kann keine Nachrichtensendung sehen, kann kaum mal im Internet vorbeischauen oder einen Zeitungskiosk passieren, ohne zu überlegen: „Hatten wir das? Wäre das nicht auch für die taz ein gutes Titelthema gewesen? Ha, wir waren schneller und schärfer als die anderen!“
ThemenchefIn und NachrichtenchefIn versuchen als Duo am „Desk“, eine Schneise ins News-Gestrüpp zu schlagen – auszuwählen, was groß auf taz.de und auf die Zeitungsseiten muss und auf welche Themen wir gern verzichten. Ob Korruption oder Umweltsauerei, Kulturskandal oder Massendemo: Der Themendesk ist der Gemischtwarenladen der taz. Täglich tickert uns hier ab 8 Uhr die ganze Welt über den Schirm. Fast jeden Tag auch Tote: 14 starben bei einer Schießerei, mindestens 360 ertranken bei einer Flut, so und so viele Tausend kamen in einem Krieg ums Leben.
Zum Schichtende, um runterzukommen, lesen wir uns oft puschelige Tiermeldungen vor. Heute: „Franken: Wieder ein Känguru davongehüpft“ – „Münster: Unbekannte klauen 15 Koi-Karpfen aus Gartenteich“ – sowie mein Favorit: „Bochum: Feuerwehr rettet Küken mit Staubsauger aus Gully“. Alles keine taz-Themen. Aber nicht schlecht für die, nun ja, Seele vielleicht. Katja Kullmann
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