taz🐾sachen: In Freital nicht lockergelassen
Manchmal beginnt es mit einer Ahnung, einer Witterung: Ende 2015 stellten wir in der taz fest, dass im sächsischen Freital etwas nicht stimmt: Die Anschläge auf die Flüchtlingsunterkünfte und auf linke Politiker schienen System zu haben und Teil einer Serie zu sein. Allerdings sahen das Polizei und Staatsanwaltschaft anders. Alle Taten sollten einzeln angeklagt werden, eine organisierte Gruppe sah man nicht.
Die taz begann unter dem Arbeitstitel „Hat die Polizei vom NSU gelernt?“ zu recherchieren. Im April 2016 erschien der erste Text dazu, es folgten 21 weitere Veröffentlichungen. Wir begleiteten den Prozess gegen die „Gruppe Freital“, schrieben über den Bürgermeister, der das Problem leugnete, und porträtierten den Linken-Politiker Michael Richter, dessen Auto von der „Gruppe Freital“ gesprengt worden war – und der die 40.000-Einwohner-Stadt verließ, da er sich nicht mehr sicher fühlte.
Mittlerweile hat sich unser erstes Gefühl bestätigt: Die Mitglieder der „Gruppe Freital“ wurden zu langen Haftstrafen verurteilt, unter anderem wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung und versuchtem Mord.
Für ihre Recherchen sind Konrad Litschko und Steffi Unsleber jetzt für den renommierten Journalistenpreis „Der lange Atem“ nominiert, der jährlich vom Journalistenverband Berlin-Brandenburg verliehen wird. Damit werden Journalistinnen und Journalisten geehrt, die in herausragender Weise langjährige beharrliche Berichterstattung zu einem gesellschaftlich relevanten Thema betreiben. Die Sieger werden am 29. Oktober bekannt gegeben. (taz)
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