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taz🐾lageDas Eichhörnchen von Seite 3

Das ist doch nicht echt! Das ist doch mit KI erstellt! Die Einwände kamen am Montag schnell bei der Mittagskonferenz, als Seite-1-Redakteur Lukas Wallraff erste Entwürfe für eine Titelseite zur Vorratsdatenspeicherung vorstellte. Mit einem Eichhörnchen, das Nüsse in einem Körbchen balanciert. So süß, das glaubt kein Mensch!! So was machen die doch nicht.

Doch, rief Isabel Lott, die Leiterin der Fotoredaktion. Denn Fotos, die mit künstlicher Intelligenz ­hergestellt wurden, kommen ihr nicht ins Blatt. Aus Prinzip. „Wir erzeugen in der taz-Redaktion keine fotorealistischen Bilder mithilfe von KI-Anwendungen“, heißt es in einem Redaktionspapier zu KI. Einzige Ausnahme: Wenn wir über solche Bilder berichten, können sie dokumentiert werden. Ein künstlich intelligent Nüsse balancierendes Hörnchen wäre also ein klarer Regelverstoß.

Aber wieso sind wir sicher, dass das Tierchen echt ist? Recherche hilft. Das Foto kommt von der ­Agentur Mauritius Images. Die bestätigt: „Dieses Bild ist nicht ­KI-generiert. Es stammt von unserem Fotografen Geert Weggen.“ Der hat sich spezialisiert – auf ­Eichhörnchen. Der in Schweden lebende ­Fotograf lockt sie mit Futter an sein Fenster, vor dem er kleine Settings aufgebaut hat. Dann ist es nur noch eine Frage des richtigen Moments für den Auslöser. Wie er das macht, ist in kleinen Videos bei Youtube oder Instagram zu sehen. Intelligent inszeniert, aber nicht mit KI erstellt.

Kaum war das klar, kam die News zum SPD-Basisentscheid rein. ­Wallraff verfügte, „Bas da“, das ­Hörnchen musste weg. Immerhin hat das possierliche Tier auf Seite 3 Asyl gefunden. Und so können wir seine Geschichte erzählen.

Gereon Asmuth

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