taz🐾lage:
Ein ganz bestimmter Artikel zu Iran
Kennen Sie noch diesen Refrain aus dem „Sesamstraßen“-Lied: „Der, die, das / Wer? Wie? Was? / Wieso? Weshalb? Warum? / Wer nicht fragt, bleibt dumm.“ Und so fragte ein Kollege neulich im redaktionsinternen Mailverteiler, wie das denn mit dem „der, die, das“, also mit dem bestimmten Artikel, bei Iran sei: „der“ – oder nichts?
Ja, es werden derzeit viele Artikel geschrieben über Iran, aber diese eine spezielle Artikelfrage ist offensichtlich ähnlich offen wie die Frage, ob Iran irgendwo atomwaffenfähiges Uran versteckt. Denn prompt hagelte es Wortmeldungen von kundigen Kolleg*innen, die dem Ratlosen, der laut eigenem Bekunden immer wieder beide Varianten in der taz entdeckt, zu Hilfe eilten.
Selbstverständlich wurde zunächst der Duden gezückt. Der lässt einem allerdings verflixterweise die Wahl: ohne „der“ wird als Standard vorgeschlagen – aber mit Artikel gehe eben auch in Ordnung. Das Auswärtige Amt, wusste die Kollegin mit dem Duden noch, schreibt Iran übrigens ohne Artikel.
Richtig so, pflichtete jemand bei, immerhin schreibt sich das Land in der eigenen Sprache auch ohne Artikel. Das sei ja wohl kein Argument, rief der Nächste, oder wolle man jetzt etwa „La France“ im Deutschen mit einem „die“ verhunzen?! Der Kollege aus Argentinien wies darauf hin, dass Uruguay eigentlich nur den Fluss bezeichne. Ein anderer verwahrte sich vorsorglich dagegen, dass künftig redaktionsintern eine Linie vorgegeben werde. Das Thema hat Tiefe!, seufzte jemand. Und wer nicht fragt, bleibt dumm. (akl)
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