taz🐾lage:
Zulage, Weltlage, Notlage
Am Donnerstag haben wir hitzig hier über die Lage diskutiert. Denn erst kurz vor knapp fiel mir als Verantwortliche für diese Seite auf, dass ich noch eine „taz lage“ brauche – also genau dieses kleine Textchen hier. Kurz angebunden wie wir Redakteur*innen in zeitlichen Notlagen so sind, entfuhr mir bloß ein lautes: „Scheiße, eine Lage!“
„Waaas?“, jauchzte sofort ganz aufgekratzt der Onlinekollege hinter mir. Da prustete ein dritter Kollege laut los. Er verstand meine verzweifelte Lage ebenso wie die des Onliners. Dem fehlten, weil in der Welt so wenig passierte, nämlich Artikel für taz.de. Als der Onliner meinen Aufschrei hörte, hoffte er auf eine „Lage“ – darunter verstehen die meisten Journalist*innen besondere Ereignisse mit hohem Nachrichtenwert. Was assoziieren andere tazler*innen mit „Lage“?
Kurzerhand starte ich eine Umfrage im Haus. Wie wär’s mit einer Lage-Zulage? Daran denkt hier niemand. Auch die Auflage scheint keinen zu interessieren. Der Layouter sagt: „Na Lage ist natürlich die Horizontale.“ Ich fühle mich schlau, als ich nachfrage: „Ah, du meinst, wie Elemente, zum Beispiel Bilder, auf einer Seite angeordnet sind?“ Er: „Nein, ich meine meinen Körper in meinem Bett, in dem ich gerade gern liegen würde.“
Eine Kollegin, die schlecht geschlafen und Rückenschmerzen hat, aber nicht verlegen ist, erklärte ohne Umschweife: „Ich hasse Lagen, das heißt immer mehr Arbeit für uns.“ Der Textchef aus dem Inland würde diese gern verbieten. Noch mehr als Großereignisse, deretwegen er kurzfristig seine Seiten umplanen muss, verabscheut er die „lagen“, die Politiker an Wörter hängen: Gefahrenlage, Sicherheitslage oder Wetterlage. Selbst auf diese Seite hier hat ein Experte eine „Lage“ eingeschmuggelt – die ich nicht ausmerzen konnte. Das lag daran, dass das Lage-Unwort mitten in einem Zitat lag.
Lotte Laloire
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